Neue Saiten top Nach dem Kauf einer Gitarre - gleich welcher Art
- werden zuallererst neue Saiten aufgezogen. Komisch, das Instrument ist doch neu, oder? Wohl wahr, aber es hat möglicherweise schon länger im Laden gestanden, ist öfter mal getestet worden. Dieser oder jener Musiker hat zwecks Stimmung an den Wirbeln herumgedreht, kurz - die Saiten sind verbraucht und klingen stumpf. Also neue drauf! Welche Stärke oder Machart man kauft ist Erfahrungssache. Klar ist jedoch, dass man für den jeweiligen Gitarrentyp auch den speziellen Satz anschafft. Also für die Konzertgitarre Nylonsaiten, für die Westerngitarre Westernsaiten und für die E-Gitarre die besonderen Stahlsaiten, die es in unterschiedlichen Sätzen gibt. Anfänger auf der E-Gitarre sollten zunächst nicht allzu dünne Saiten benutzen. Die lassen sich zwar vorzüglich ziehen, es können aber Stimmprobleme auftreten.
Materialien
Man unterscheidet in der Gitarrenbesaitung
zwei Typen von Saiten: die umwickelten (wound) und die puren. Umwickelt sind
bei den Gitarren die drei tiefen Saiten, bei den E-Bässen alle Saiten. Bei der
Umwicklung wird noch unterschieden (im Wesentlichen bei Basssaiten) zwischen
round wound (rund gewunden) und flat wound (flach
gewunden). Bei den Round-Wound-Sätzen wird ein runder Draht um den Saitenkern
gewickelt. Die so gewundene Saite fühlt sich rau an, wenn man darüber streift.
Bei Flat-Wound-Sätzen wird ein flacher Draht um den Kern gewickelt, was
aufwändiger und damit teurer ist. Eine solche Saite fühlt sich glatt und
widerstandslos an. Man bezeichnet solche Saiten daher auch als "geschliffene"
Saiten. Flat Wounds haben den Vorteil, dass man das Quietschen der Finger auf
den Bünden bei Spiel über den Amp nicht so hört, sie klingen allerdings nicht
so drahtig und brilliant wie Round Wounds. Slapper werden sich also kaum Flat
Wounds auf ihren Bass spannen.
Während früher die Saiten der akustischen
Zupfinstrumente aus Darm bestanden, sind die heute aus dem Kunststoff
Nylon. Man kennt Nylon als synthetische Textilfaser. Gerade für die
Konzertgitarre werden hochwertige Nylonsaiten hergestellt. Die drei tiefen
Saiten bestehen aus einem mehrfaserigen Nylonkern, der zusätzlich mit Draht
umwickelt ist, der wiederum aus versilbertem Kupfer besteht (Silverplated
Copper). Die Silberschicht ist extrem dünn und wird mittels Elektrolyse
auf den Kupferdraht übertragen. Die drei hohen Saiten bestehen ausschließlich
aus Nylon.
Auch bei den Saitensätzen der
Westerngitarre sind die tiefen Saiten umwickelt. Dafür wird gerne Bronze
verwendet, eine Legierung aus Kupfer und Zinn. Bronze-Saiten zeichnen sich aus
durch einen vollen, ausgewogenen Klang mit kräftigen Bässen und durchsichtigen
Höhen. Allerdings halten sie ihr Klangniveau nicht so lange wie Silverplated
Cooper oder Nickel und müssen daher öfter gewechselt werden.
Für den Einsatz auf E-Gitarren und Bässen
werden besonders Saiten aus Stainless Steel (rostfreier Stahl)
gefertigt. Sie sind besonders haltbar und haben sehr gute magnetische
Eigenschaften für die Tonabnahme per Tonabnehmer.
Schließlich gibt es noch Saiten aus
Nickel, einer Weiterentwicklung der Stainless-Steel-Saiten. Grundlage
bildet wiederum die magnetisch hervorragende Stahl-Legierung, während der
Wickeldraht per Elektrolyse mit einer dünnen Schicht Nickel überzogen wird.
Dies macht die Saiten länger haltbar, da sie gegen Oxidation geschützt sind.
Zudem vermittelt der Nickelüberzug ein angenehmeres Spielgefühl und soll auch
zu einer geringeren Abnutzung der Bünde beitragen.
Neue Entwicklungen beziehen in den
Saitenüberzug keramische Werkstoffe ein, was die Sache jedoch ungleich
teurer macht. Ob sich diese Saiten durchsetzen, ist noch abzuwarten.
Qual der Wahl
Jeder engagierte Gitarrist sich sollte sich
nicht mit dem erst besten Saitensatz begnügen, sondern sich die Mühe des
Vergleichs machen, um am Ende die für ihn optimalen Saiten heraus zu finden.
Denn jeder Saitentyp vermittelt ein anderes Spielgefühl. Wer öfter zwischen
Klassik- und Wetsrengitarre wechselt, weiß, was gemeint ist. Auch die
unterschiedlichen Saitenspannungen auf diesen Gitarren tragen zum Spielgefühl
bei. So darf man um Himmels Willen keine Westernsaiten auf eine Konzertgitarre
spannen, man würde sie ruinieren. Die Saitenspannung auf der Western ist
ungleich höher, daher hat sie im Hals auch einen Stahlstab.
Eien weitere Frage muss beantwortet
werden, nämlich die nach der richtigen Saitenstärke. Wer die Angaben auf den
Saitenverpackungen liest, verliert schnell den Überblick. Wie auch in anderen
Bereichen der Musiktechnik werden die Maße immer in Inch/Zoll
angegeben. Mit Millimetern könnten wir noch gewisse Vorstellungen verbinden,
diese Maßangaben sind uns aber eher fremd.
Was heißt es also, wenn da steht: .010 - .045
(auch 10er-Satz genannt)? Bei diesem Saitensatz hat die hohe e-Saite die
Stärke (Durchmesser) von 0.009 Zoll, die tiefe E-Saite die Stärke 0.0.45 Zoll.
Man kann es auch umrechnen, indem man für ein Zoll 2,54 Zentimeter einsetzt.
Grundsätzlich kann man sagen, dass
Stahlsaiten die Maßangaben präzise einhalten können, während bei Nylonsaiten
Schwankungen auftreten. Daher sind die Angaben für Saitensätze aus Nylon auch
allgemeiner: low, medium, high oder light,
normal, hard kann es hier heißen. High und hard sind also sehr
dicke Saiten.
Zusätzliche Begriffe wie tension
(Spannung) und gauge (Maß) weisen auf die Spannungseigenschaften der
Saiten hin und eben auf die Maße.
Anfänger tun gut daran, zunächst nicht zu
dünne und nicht zu dicke Saiten zu nehmen. Dünne Saiten verstimmen sich
schneller, dicke Saiten führen schnell zur Verkrampfung. Erfahrene Spieler mit
Fingertechnik nehmen häufig dicke Saiten, um jegliches Saitenschnarren
auszuschalten und einen womöglich volleren Ton zu erreichen. E-Gitarristen
neigen beim Solospiel zu dünnen Saiten, da diese sich besser dehnen lassen.
Spielt man aber mit Bottleneck, so sind dicke Saiten angesagt, die zudem recht
hoch über dem Griffbrett liegen.
Fazit: Saiten sind ein wichtiges Thema für
Gitarristen. Früher oder später wird man seine Vorlieben herausgefunden haben.
Saiten sollten auch regelmäßig im ganzen Satz gewechselt werden, denn
sie verlieren mit der Zeit alle zusammen ihren Klang. Eine einzelne Saite zu
wechseln macht nur Sinn, wenn beim Gig eine reißt.
Saiten aufziehen Beim Aufziehen der Klangfäden gibt es ein paar Tricks, die zu beachten sind. Beginnen wir mit der Bestückung der Konzertgitarre. Die entsprechenden Saiten haben zwei offene Enden. Eins davon ist farbig markiert und gehört an die Wirbel. Das andere Ende wird am kombinierten Saitenhalter/Steg wie im Bild dargestellt verknotet. Der Knoten ist so angelegt, dass er sich selbst sichert. Der Endknoten ist eigentlich nur bei den drei reinen Nylonsaften als zusätzliche Sicherung nötig, um ein Durchrutschen zu verhindern. Die umsponnenen tiefen Saiten bremsen sich auch ohne Knoten. Das Wirbelende der Saiten wird so durch das Loch geführt, dass auch hier bei Umdrehung die gespannte Saite über dem Ende liegt und es fest hält. Die Wirbel werden sinnvollerweise immer links herum gedreht, damit sich die Saite von oben einfädelt. Das Saitenende soll auch nie kurz abgeschnitten, sondern möglichst vollständig aufgedreht werden. Ebenso ist darauf zu achten, die richtige Saite zum richtigen Wirbel zu führen, sonst kurbelt man am falschen String herum, bis er reißt. Bei Western- und E-Gitarre ist das Aufspannen etwas leichter, weil die Saiten an einem Ende ein kleines Bällchen haben, das man direkt in die Saitenhalterung einlegen kann. Verknoten entfällt also. Beim anderen Ende verfahren wir ähnlich wie bei der Konzertgitarre. Die Saiten werden - wie in der Zeichnung "Wirbel" dargestellt - eingelegt und ziehen sich selber mit jeder Umdrehung fest. Sie sollten vom Inneren der Kopfplatte an die Wirbel laufen. Wenn man die Mechaniken links herum dreht, geschieht dies automatisch.
Stimmen
top
Das Stimmen der mit neuen Saiten
bestückten Gitarre wird natürlich zur Pflicht und ist gerade für Anfänger
nicht unbedingt die leichteste Übung. Nun gibt es heute für wenig Geld schon
sehr gute Stimmgeräte. Allerdings sollte der Neuling zunächst den anderen Weg
gehen und sich auf seine Ohren verlassen. Es ist unbedingt wichtig, dass man
ein Gefühl dafür bekommt, wie die einzelnen Saiten und das ganze Instrument -
richtig gestimmt - klingen müssen.
Normale Stimmweise
Beginnen wir zunächst mit der normalen
Stimm-Methode. Alle Saiten der Gitarre sind zueinander im Quintabstand (5
Halbtöne) gestimmt, nur das Intervall zwischenn g und h ist eine Quart (4
Halbtöne). Es hat sich als nützlich erwiesen, mit der Stimmung der A-Saite zu
beginnen, da diese auf den Kammerton A (440 Hz) gestimmt wird. Das ist
der Referenzton für alle Instrumente in unserem Tonsystem. Diesen Ton A
bekommt man von einer Stimmgabel oder einer Stimmflöte, die man sich natürlich
beim Gitarrenkauf direkt mit besorgt hat. Falls man mit einem Tasteninstrument
zusammenspielen will, sollte man sich den Ton A von dort geben lassen, weil er
unter Umständen etwas von 440 Hz abweichen kann.
Ist die A-Saite gestimmt, so geht es
systematisch in folgender Reihenfolge weiter, wobei die Drehung der Wirbel
sehr vorsichtig geschieht:
Stimmen der E-Saite: E-Saite im 5. Bund
drücken und mit der leeren A-Saite vergleichen
Stimmen der D-Saite: A-Seite im 5. Bund
drücken und mit der leeren D-Saite vergleichen
Stimmen der g-Saite: D-Saite im 5. Bund
drücken und mit der leeren g-Saite vergleichen
Stimmen der h-Saite: g-Saite im 4. Bund
drücken und mit der leeren h-Saite vergleichen
Stimmen der e-Saite: h-Saite im 5. Bund
drücken und mit der leeren e-Saite vergleichen
Nach dieser Prozedur spielt man einen Dur-Akkord
und prüft, ob er harmonisch klingt. Es kann gerade bei neuen Saiten durchaus
sein, dass man den gesamten Vorgang noch ein oder zwei Mal durchführen muss,
da sich durch die veränderten Saitenspannungen bereits gestimmte Saiten wieder
ein wenig verziehen.
Stimmen für Fortgeschrittene
top
Erfahrene Gitarristen
stimmen ihr Instrument nach der Flageolett-Methode. Flageolett-Töne werden
erzeugt, indem die Saite mit der Fingerkuppe direkt über dem Bundstäbchen
leicht berührt wird. Wenn nun die Saite angeschlagen wird, entsteht ein
glockenähnlicher Klang. Nimmt man die Fingerkuppe nach dem Erklingen des Tons
schnell von der Saite, klingt der Flageolett-Ton sehr lange nach. Wenn man ein
wenig damit experimentiert, dann merkt man bald, dass sich diese Töne nicht
überall erzeugen lassen.
Eine Gesetzmäßigkeit
dafür scheint beim fünften, siebten oder zwölften Bundstäbchen zu bestehen.
Das hat mit der Schwingungsfrequenz der Saiten zu tun. Der zwölfte Bund
entspricht genau der Mitte der Saite, der siebte Bund einem Drittel, der
fünfte Bund einem Viertel. Bei Halbierung der Saite verdoppelt sich die
Frequenz, so dass der Flageolett-Ton genau der Oktave der leeren Saite
entspricht. Im siebten Bund wird die Saite um ein Drittel verkürzt, der Ton
erhöht sich um drei Quinten und eine Quarte. Im fünften Bund wird die Saite um
ein Viertel verkürzt, der Ton erhöht sich um vier Quinten und eine Quarte, die
Frequenz ist also insgesamt zwei Oktaven höher als der ursprüngliche Ton der
leeren Saite.
Beim Stimmen nach dem
Flageolett-Prinzip achtet man also auf die Übereinstimmung der Schwingungen in
unterschiedlichen Lagen, die bei einer bundreinen Gitarre sehr gut hörbar ist.
Die Tonqualität lässt sich durch diese Methode sehr viel besser beurteilen, da
es sich um die reine Saitenschwingung handelt. Bei der anderen Methode
schwingt (und klingt) auch das Instrument mit. Und es wirkt ungemein
professionell, wenn man seine Gitarre so stimmt!
Wie bei der normalen
Methode wird auch hier das Instrument zunächst auf den Kammerton A "geeicht".
Dann geht es wie folgt weiter:
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Der Flageolett-Ton am 5. Bund der E-Saite wird
mit dem Flageolett-Ton am 7. Bund der A-Saite verglichen.
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Der Flageolett-Ton am 5. Bund der A-Saite wird
mit dem Flageolett-Ton am 7. Bund der D-Saite verglichen.
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Der Flageolett-Ton am 5. Bund der D-Saite wird
mit dem Flageolett-Ton am 7. Bund der g-Saite verglichen.
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Der Flageolett-Ton am 7. Bund der E-Saite
wird mit der leeren h-Saite verglichen.
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Der Flageolett-Ton am 5. Bund der E-Saite wird
mit der leeren e-Saite verglichen.
Noch ein Tipp: Beim ersten Stimmen können die Saiten ein klein wenig überdehnt werden (also etwas höher stimmen), aber wirklich nicht zu viel! Dann auf den richtigen Ton zurückdrehen. So erreicht man eine relativ stabile erste Stimmung. Natürlich muss man bei neuen Saiten anfangs öfter mal nachstimmen.
Wem das alles zu mühsam ist, der kann sich -
jedenfalls für die E-Gitarre - der neuesten Technologie bedienen und eine
"selbststimmende Gitarre" anschaffen. Genaueres dazu erfährt der staunende
Musiker bei
www.selftuning.com.
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