Spieltechnik E-Gitarre   top (zum Hauptmenü)

 

Die grundlegenden Spieltechniken, die bei der akustischen Gitarre erwähnt werden, gelten natürlich auch für die E-Gitarre. Allerdings kommen bei der Elektrischen noch besondere Eigenschaften durch das Element der Verstärkung hinzu, die etwa man auf einer Klassik- oder Westerngitarre nicht erreichen kann. Die Hinweise, die Tonleitern, Intervalle, Akkorde usw. betreffen, können mit meinem Shareware-Programm Intervallofix nachvollzogen werden. Es steht auf der Seite Theorie zum Download bereit.

 


 

Plektrum-Spiel   top

 

Oft genug fragen die Gitarristen unter den Rockprojekt-Besucher, welches Plektrum (Mehrzahl: Plektren) sie denn nehmen sollen. Wenn das so einfach zu beantworten wäre! Gehe mal in einem beliebigen Musikladen und frage nach einem Plektrum. Man wird dir einen großen Kasten mit vielen Fächern vorsetzen, gefüllt mit den unterschiedlichsten Plektrum-Variationen und du hast nun die Qual der Wahl. Genau so vielfältig wie das Angebot sind die individuellen Möglichkeiten beim Spieleinsatz von Plektren. Ein Plektrum hat die Aufgabe, dein Spielgefühl nahtlos auf die Saiten deiner Gitarre zu übertragen. Gut ist ein Plektrum dann, wenn man es eigentlich nicht mehr wahrnimmt. Man kann nur selbst herausfinden, welches Modell dieser Anforderung genügt. Allerdings sollen an dieser Stelle einige Informationen zum allgemeinen Wesen des Plektrums gegeben werden.

 

Formen und Maße

 

Während bei der Konzertgitarre das Spiel mit den Fingern die dominante Form ist, wird bei der Westerngitarre und bei der E-Gitarre - gerade auch fürs Solo-Spiel - gerne das Plektrum, auch kurz Plek genannt, eingesetzt. Zwei Typen haben sich herausgebildet: das tropfenförmige Plektrum als Standard-Form und die Dreiecks-Form (Triangle). Unterschiede der verschiedenen Marken bestehen in den Größen und den Ausformungen der Spitzen bzw. Ecken. Außerdem erhöhen die Hersteller die Grifffestigkeit des Plektrums durch eine vielfältige Gestaltung der Oberfläche: Riffelungen, Raster, Logos oder sogar Lochmuster sind zu beobachten.

 

Natürlich gibt es auch für E-Bassisten Plektren, die jedoch gänzlich andere Formen, Stärken und Maße haben, bis hin zu Plektren aus weichem Filz.

 

Plektrum - Tropfenform Plektrum - Triangle

 

Während man das Tropfenplektrum nur in einer Richtung halten kann, ist es beim Triangle egal, da alle Seiten identisch sind. Wichtigstes Merkmal eines Plektrums ist seine Stärke. Je dünner es ist, desto weicher ist das Spielgefühl; je härter es ist, desto mehr Widerstand setzt es der Saite entgegen. Die Angaben zur Stärke findet man in der Regel auch als Aufdruck auf dem Plektrum, die Begriffe stammen - wie so oft - aus dem Englischen:

  • light/thin = dünn

  • medium = mittel

  • heavy = hart, schwer

Zudem gibt es noch die Zwischenstärken

  • extra light = besonders dünn

  • light-medium = dünne mittlere Stärke

  • medium-heavy = dicke mittlere Stärke

  • extra heavy = besonders dick

Diesen pauschalen Bezeichnungen stehen bei Markenherstellern auch genaue Maßangaben gegenüber, die das Ganze besser vergleichbar machen. Möglich ist ein Bemaßung in Millimeter oder Zoll, wobei es zwischen den Herstellern gewisse Spannen gibt. Das Plektrum oben rechts ist medium mit einer Stärke laut Aufdruck von 0,71 mm. Einige Beispiele für Richtwerte:

 

Pauschal-Bezeichnung

Zollmaß

Millimetermaß

extra light 0,015 0.38
light 0,020 0,51
light-medium 0,025 0,64
medium 0,030 0,76
medium-heavy 0,035 0,89
heavy 0,040 1,01
extra heavy 0,045 1,14

Material

Es gibt kaum einen natürlichen oder künstlichen Werkstoff, den man nicht schon zur Herstellung von Plektren heran gezogen hat. Besonders neue Kunststoffe und exotische Materialien werden immer wieder auf ihre Plektrumtauglichkeit geprüft. Am Ende jedoch greifen fast alle Hersteller auf das bewährte Nylon oder Celluloid zurück, aus dem die Masse der Plektren besteht.

Welches Plek für mich?

Lediglich zwei Fragen muss sich der Gitarrist auf der Suche nach dem idealen Plektrum stellen:

a) Welches Gefühl habe ich beim Halten? Wie schon oben angedeutet, sollte das Plektrum wie selbstverständlich zwischen Daumen und Zeigefinger "kleben". Hat man zarte Finger, darf es nicht zu groß sein. Hat man große oder eher klobige Finger, darf es nicht zu klein sein. Wenn man leicht an den Fingern schwitzt, sollte das Plektrum eine griffige Oberfläche haben.

b) Welches Gefühl habe ich beim Spielen? Mit dem Plektrum sollte der Gitarrist die Saiten "wie im Traum" treffen. Hat er von Natur aus einen ziemlich harten Anschlag, so kann ein dünnes/weiches Plektrum die Energie etwas auffangen, will er einen moderaten Sound erreichen. Soll der Sound aber agressiv sein, so ist ein dickes Plektrum erste Wahl. Für einen Anfänger ist der Umgang mit einem dicken/harten Plektrum allerdings schwieriger, da er noch nicht genügend Technik hat, den hakenden Widerstand des Plektrums an der Saite aufzufangen. Mit wachsender Übung ist das aber kein Thema mehr.

Fazit: Wer auf der Suche nach dem besten Plektrum ist, kommt nicht daran vorbei, zunächst einmal etliche Modelle zu testen. Es reicht dabei nicht, mit jedem Plektrum mal drei Töne zu spielen, man muss sich an diesen "Fremdkörper" durchaus über eine längere Strecke gewöhnen. Erst ein solcher Langzeittest wird die Wahrheit ans Licht bringen. Und irgend wann kommt der Tag, an dem man im Musikladen an der Ecke die Order gibt, schon mal hundert Exemplare des nunmehr Lieblingsplektrums vorzubestellen.


Spieltechniken:
Plektrum-Spiel
Bottleneck-Spiel
Saiten dehnen
Gleiten
Hammering
Tapping
Vibratoeffekt
Erste Übungen
Rhythmusspiel
Solospiel
Tabulaturen

Bottleneck-Spiel   top

 

Viele bekannte Rockgitarristen benutzen - wenn's an die bluesigen Klänge geht - gerne den Bottleneck zum Slide-Spiel (slide = gleiten). Das Bottleneck-Spiel ist möglich auf Gitarren mit Stahlsaiten, also auf Western- und E-Gitarren. Es gibt auch spezielle Slidegitarren oder Hawaii-Gitarren, die man auf den Knien hält oder die auf einem Ständer stehen. Slidegitarristen sieht man oft in Bands, die Blues oder Country- und Western-Musik spielen.

 

Beim Spiel mit einem Bottleneck (deutsch: Flaschenhals) benutzt man ein Röhrchen aus Glas, Messing oder verchromtem Stahl, das über den Mittel- oder Ringfinger der Greifhand gesteckt wird. Damit gleitet man auf den Saiten rauf und runter und erzeugt so die fließenden Tonübergänge, auch Hawai-Effekt genannt. Mit den freien Fingern kann man zwischendurch bei einiger Übung noch Akkorde greifen. Die Saiten sollten beim Bottleneck-Spiel nicht zu tief liegen. Eventuell wird die Gitarre in besonderer Weise gestimmt.

 

Einige Grundsätze müssen zusätzlich beachtet werden. Zunächst darf man beim Gleiten nicht dle Bünde berühren. Der Bottleneck streicht nur über die Saiten, die dementsprechend also einigermaßen hoch liegen sollten, weil man ja doch ein wenig drücken muss. Auch sollten die Saiten nicht allzu dünn sein.

Da die Bünde nicht berührt werden, ist es schwer, den genauen Ton zu treffen. Man muss das üben, indem man von einer tiefen Lage zum gewünschten Ton hingleitet. Der Bottleneck wird dabei im rechten Winkel zum Gitarrenhals gehalten. So kann man auch zwei Saiten gleichzeitig anschlagen, was bei einer Schrägstellung des Bottleneck nicht möglich wäre, weil die Töne aus ihren angestammten Tonabständen heraus wären.

 

Der gesuchte Ton ist etwa in Höhe des Bundstäbchens zu finden, nicht etwa in der Mitte zwischen zwei Bünden. Gleite zunächst eher langsam an ihn heran, je besser hörst du ihn. Spare auch mit dem Vibrato.

 

Wenn man sich auf das gleitende Spiel (Slide-Spiel) spezialisieren will, ist es ganz nützlich, seine Gitarre auf eine andere Stimmung zu bringen. Im so genannten open tuning (offene Stimmung) erreicht man beim Anschlag der Leersaiten bereits einen Vollakkord. Durch das Auflegen des Bottleneck kann man so die gesamte Harmonie in andere Lagen transponieren. Wenn die Leersaiten der Gitarre auf D gestimmt werden, liegt im zweiten Bund, alle Saiten parallel abgegriffen, der Akkord E.

 

Im normalen Bandbetrieb wäre ein dauerndes Umstimmen der Gitarre allerdings nervend. Eine preiswerte Zweitgitarre mit dicken Saiten, die hoch liegen und offen gestimmt werden, kann da vielleicht eine Lösung sein.

 


Bottleneck aus Glas

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Saiten dehnen   top

 

Die Saiten sind zwar straff gespannt, aber dennoch sind sie dehnbar. Diese Tatsache kannst du in dein Spiel einbauen. So kannst du einen Ton greifen, ihn mit dem Plättchen anschlagen und gleichzeitig die Saite mit dem Greiffinger dehnen und langsam wieder zurückkommen lassen auf den ursprünglichen Ton. Dadurch entsteht ein fast stimmähnlicher Effekt, deine Gitarre singt.

 

Ebenso kannst du einen Ton, den du greifen willst, einen Bund tiefer greifen, dann aber gleichzeitig die Saite so weit dehnen, dass du auf dem tieferen Bund den höheren (gemeinten) Ton ziehst. Das ist sehr wirkungsvoll. Mit diesem Trick kann man auch wunderbar verdecken, wenn man sich mal verspielt hat - man zieht einfach die Saite höher.

 


Von Ton zu Ton gleiten   top

 

Das Gleiten kann man immer einsetzen. Du kannst den ersten Ton eines Laufes damit beginnen, dass du tiefer auf der Saite startest und dann schnell zu dem gewünschten Ton hingleitest. Du kannst auch bei deinen Läufen und Melodien die Zwischenräume zwischen den einzelnen Tönen durch Gleiten überbrücken. Und schließlich ist es ebenso möglich, eine Solophrase mit dem Abgleiten in die tieferen Saitenregionen zu beenden.

 


Hammering   top

 

Hammering ist eine angesagte Gitarrentechnik. Eddy Van Halen war in den Siebzigerjahren der Meister aller Klassen und machte die Spielart populär. Der einfachste Weg: du schlägst eine Leersaite mit dem Plektrum an - der Ton der Saite klingt. Auf die schwingende Leersaite nun hämmerst du Deinen Greiffinger auf einen Bund (möglichst einen Ton, der zum ersten passt!). Wenn du das nun sehr schnell machst, dann hörst du praktisch zwei Töne - den der bereits schwingenden Leersaite und den "gehämmerten".

 

Diese Technik kann man beliebig verfeinern und verkomplizieren. Greife auf einer Saite einen Ton, schlage diesen an und halte ihn gegriffen. Hämmere nun einen weiteren Finger deiner Greifhand in schnellen Abständen auf den übernächsten Bund. Dann hast du den Effekt wie bei der Leersaite, aber bei jedem beliebigen Ton. Zusätzlich kannst du nun den Zeigefinger deiner Zupfhand auf einen weiteren Bund aufhämmern, wobei du darauf achten musst, dass du diesen Ton immer in dem Augenblick triffst, wenn der vorher hämmernde Finger gerade in der Luft ist. Ein Finger hält einen Ton, während zwei Finger zweier Hände wechselweise auf verschiedene Töne derselben Saite einhämmem. Es ist schwer zu beschreiben, man muss das mal hören und sehen. Lass es dir am Besten von jemandem zeigen, der es schon kann. Wer diese Technik drauf hat, kann sich hämmernd über das gesamte Griffbrett bewegen. Natürlich muss der Verstärker dabei eine gewisse Lautstärke haben und die Gitarre gutes Sustain. Insgesamt sieht das sehr professionell aus, wenn man's kann.

 


Tapping   top

 

Tapping ist verwandt mit der Hammering-Technik. Allerdings wird hier nur die Spielhand benutzt. Mit einem oder mehreren Fingern greift man gezielt einen oder mehrere Töne auf dem Griffbrett durch festes Aufdrücken des/der Finger/s ab. Es erklingt also der in diesem Bund auf der entsprechenden Saite vorhande Ton, bzw. die Töne, falls man mit mehreren Fingern tappt.

 

Dadurch ist es möglich, ganze Akkorde mit der Spielhand erklingen zu lassen, wenn man herausgefunden hat, wo man tappen muss. Oder man tappt nur Einzeltöne, während man mit der Greifhand auf einer anderen Saite hämmert.

Es gibt Gitarristen, die auf diese Weise mit der Spielhand ein Tongefüge erzeugen, das andere kaum mit zwei Händen zustande bringen.

 


Vibratoeffekt   top

 

Vibrato erzeugt man, indem man einen Ton in einem Bund greift, die Saite stark drückt und gleichzeitig den Finger sehr schnell ein wenig hin und her bewegt. Dadurch erhält der Ton einen singenden, schwebenden Charakter, steht aber auch länger. Ein Beispiel zu den Effekten Dehnen, Gleiten, Vibrato ist der Song von George Harrison "While My Guitar Gently Weeps", wobei das Solo aber bekanntermaßen von Eric Clapton gespielt wurde.

 


Plektronspiel

 

 

 

Spielpraxis - erste Übungen   top

 

Natürlich wird es für den Gitarrenanfänger erst mal eine schmerzliche Erfahrung werden! Die Saiten schneiden in die Fingerkuppen ein, der Ton klingt gar nicht und überhaupt. Aber langsam, Leute! Vor dem Preis kommt der Schweiß. Es heißt üben und nochmals üben. Sehr bald wird man merken wie sich auf den Fingerkuppen Hornhaut bildet. Dann können die Saiten fester aufs Griffbrett gedrückt werden, und schon klingt der Ton sauberer. Die Finger sollten möglichst senkrecht auf die Saiten auftreffen.

 

Es ist für das praktische Spiel ungemein erleichternd, wenn sich die Lage der Ganz- und Halbtöne auf dem Griffbrett einprägt. Es schadet auch nicht, das regelrecht auswendig zu lernen. Für die Halbtöne muss man sich, wenn man Harmonielehre richtig betreiben will, immer die erhöhte Form (Endung -is wie fis) und die erniedrigte Form (Endung -es wie ges) merken. Für das reine Üben und die Fingerfertigkeit ist das zunächst aber nicht unbedingt wichtig.

Bei der Ermittlung der jeweilige Töne in den verschiedenen Lagen wird man feststellen, dass sich in regelmäßigen Abständen Wiederholungen ergeben. Mit fortschreitender Übung hat man dadurch schnell Anhaltspunkte für den Spielen von Tonleitern oder Phrasen in unterschiedlichen Tonhöhen.

 

Nachdem die Lage der Ganz- und Halbtöne auf dem Griffbrett gesucht und gefunden wurde und die Gitarre gut gestimmt ist, spricht eigentlich nichts gegen erste Spielversuche. Zum Beispiel können die Ganztöne zunächst auf einer Saite, dann auch über mehrere Saiten hinweg angeschlagen oder gezupft werden. Solche Skalen (Leitern) zu spielen, schult das Gehör im Hinblick auf die Tonintervalle. Wenn man das mit der Ganztonleiter mal übt, so spielt man damit automatisch die C-Dur-Tonleiter und hört, wie eine Dur-Tonleiter klingen muss.

Du willst nicht immer nur Tonleitern dudeln? Kein Problem! Zwischendurch darf man ruhig mal anders zur Sache kommen. Suche dir von irgendeiner CD deiner Wahl eine einprägsame Melodie oder ein Riff und versuche, die Töne zu finden und es nachzuspielen. Zu meiner Anfängerzeit bot sich geradezu der Rolling-Stones-Titel Satisfaction an. Stundenlang konnte man das spielen, dazu nur auf der tiefen E-Saite. Was will der Anfänger mehr! Vielleicht kannst du die Scheibe auftreiben und es mit der gleichen Begeisterung nachspielen, wie es unzählige Bands damals getan habe.

 

Beim Greifen von Akkorden müssen ähnliche Startprobleme bewältigt werden. Es ist zunächst nicht einfach, seine Finger so zu koordinieren, dass sie auch immer die richtigen Töne auf den richtigen Saiten treffen. Es gibt verschiedene Arten, auf dem Griffbrett Akkorde zu greifen. Eine Greiftechnik kommt von der Klassik- und Folkgitarre. Sie ist manchmal nicht einfach vom Fingersatz her, weil auch der Daumen mit einbezogen wird. Es kann aber trotzdem nicht schaden, wenn du dich damit vertraut machst. Am besten kaufst du dir für alle Fälle die allseits bekannten Heftchen mit Grifftabellen. "700 Griffe für die Schlaggitarre" heißt eins mit der eben erwähnten Grifftechnik. "Was soll ich mit 700 Griffen?" wirst du stöhnen, wo du doch gerade erst anfängst. 700 Griffe lernt kein Mensch, weil man auf der Gitarre Griffe nach bestimmten Mustern lernt und sich diese in den verschiedenen Lagen dann wiederholen. Es bleibt alles überschaubar.

Eine andere Grifftechnik, die eigentlich in der Rockmusik eher angesagt ist, macht es Anfängern etwas leichter. Das ist der so genannte Barrégriff. Auch dazu gibt es entsprechende Tabellenhefte. Der Barrégriff hat den Vorteil, dass er das Greifschema vereinfacht, wobei der Daumen gänzlich außen vor bleibt. Wie der Barrégriff aussieht, siehst du im Bild. Der Zeigefinger, der quer über dem Griffbrett liegt, hat dabei eine wichtige Funktion: er ersetzt sozusagen den Saitensattel. Ein Akkord, der unter Einbeziehung von Leersaiten gespielt wird, kann damit auch in höheren Bünden so gespielt werden, weil wir mit dem Zeigefinger den Sattel mitnehmen und so die "Leersaiten" imitieren.

 

Schau dir einmal im Bild an, wie solche Akkorde als Diagramm aussehen (es sind für die Darstellung von Griffdiagrammen bestimmte Zeichen üblich, die aber in den Tabellenheften jeweils angegeben sind). Der Gitarrist greift auf die dargestellte Weise den Akkord Fis-Dur. Der Zeigefinger liegt quer im 2. Bund, die tiefe E-Saite hat dort den Ton fis. Der Mittelfinger drückt die G-Saite im 3. Bund, also ais. Der Ringfinger liegt im 4. Bund auf dem Ton cis der A-Saite, der kleine Finger ebenfalls im 4. Bund auf dem Ton fis der D-Saite.

 

Als Gesetzmäßigkeit lässt sich daraus ableiten: Einen Barrégriff, den man auf diese Weise greift, kann man von Bund zu Bund das Griffbrett rauf und runter schieben. Man greift in der dargestellten Art jeweils den Dur-Akkord in der Tonart des Grundtones, den der Zeigefinger auf der tiefen (und hohen) E-Saite abgreift. Andere Akkordstellungen in Dur und Moll sind als Barrégriff genau so einfach (be)greifbar.


Spielpraxis - Rhythmus   top

 

Nachdem die Finger nun nicht mehr wund werden und das Greifen bestimmter Akkorde fast blind gelingt, ist es wichtig, dem eigenen Rhythmusspiel besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Eine typische Blues-Phrase kann dabei helfen. Wir beginnen mit dem normalen E-Dur-Griff. Allerdings schlagen wir nur drei Saiten an, während die übrigen nicht mitklingen. Nach dem ersten Schlag wird der kleine Finger - genau wie es das rote Feld andeutet - umgeknickt und über die entsprechenden Saiten gelegt. Das wäre dann der zweite Schlag. Der dritte ist einfach, weil man kurz alle Finger von den Saiten löst und die drei Leersaiten spielt. Beim vierten Schlag sind wir schon wieder auf E.

 

Also noch einmal: Jeder Griff ist ein Schlag. In Reihenfolge gespielt klingt es dann etwa wie "Da di da damm damm damm / da di da damm damm damm" usw.. Du solltest dir dabei angewöhnen, halb mitzuzählen, etwa so: Da di da damm 3 4 / da di da damm 3 4 usw., dann hast du erstens immer das richtige Tempo und zweitens den Einsatz. Dieses Griffmuster kannst du nun im Barrégriff nach A (Subdominante) und H (Dominante) übertragen und schon hast du das Blues-Schema. Aber natürlich sind auch alle anderen Kombinationen möglich.

Das zweite Beispiel ist eine beliebte Rock'n'Roll-Phrase. Man greift im Barrégriff einen Akkord und versetzt dann im Rhythmus des Stückes den kleinen Finger (1-2-3-4). Dazu bedarf es schon einiger Fingerfertigkeit. In den hohen Lagen der Gitarre ist es einfacher, weil hier die Bünde enger zusammenliegen.

Im übrigen ist es ein alter Gitarristen-Trick gerade der Hardrocker, nicht immer alle Saiten der Gitarre mitklingen zu lassen. Vielmehr werden sogenannte reduzierte Akkorde gespielt, die aus nur drei, manchmal sogar nur zwei Tönen bestehen. Das klingt irgendwie nach mehr Power und hat den Vorteil, dass man sich munter zwischen Dur und Moll hin- und herbewegen kann, weil das Tongeschlecht nicht klar erkennbar ist. Du solltest lernen, gleichzeitig mit deiner Schlaghand die zwei oder drei Töne anzuschlagen, während du durch Auflage des Handballens die restlichen Saiten abdämpfst. Das hat man mit ein wenig Übung schnell raus. Die Möglichkeiten, Akkorde anzuschlagen und zu betonen, vervielfältigen sich durch diese Technik. Gerade für ein sehr akzentuiertes Rhythmusspiel braucht man diese Dämpftricks. Es klingt sehr professionell, wenn man die Akkorde nicht ansatzlos durchschrammelt.

 

Beim Spielen von Rhythmen ist es wichtig immer mitzuzählen. Bei einiger Übung geht es dann irgendwann fast automatisch, man hat es sozusagen im Blut. Allerdings - wenn du immer schön 1-2-3-4 zählst und gleichzeitig deine Gitarrenschläge machst, so ist das zwar nicht falsch, aber es klingt auf Dauer langweilig und hölzern.

 

Eine interessante rhythmische Begleitung mit der Gitarre kommt erst dann zustande, wenn sie abwechslungsreich ist. Eine Möglichkeit ist es zum Beispiel, so zu zählen: “1 und 2 und 3 und 4 und... . Wenn du nun die Schläge jeweils auf das "und" legst, so spielst du praktisch gegen den Hauptrhythmus, der vielleicht schon von Bass und Drums gespielt wird. Eine solche Spielweise ist typisch für Reggae-Musik. Hör` dir mal Platten von Bob Marley an, dann wirst du sofort wissen, was ich meine.

 

Auch diese Spielweise lässt sich weiter variieren, indem du beim ersten "und" einen Schlag und beim zweiten einen Doppelschlag spielst. Der Dopppelschlag wird noch betonter, wenn du mit dem Plektron einmal die Saiten von oben anschlägst und dann von unten ganz kurz anreißt. Eine weitere Variante ist die unterschiedliche Anschlagstärke. Mit der Zeit wirst du lernen, weitere Verzögerungen in dein Spiel einzubauen. Man kann das schlecht beschreiben. Es ist auch eher eine Frage des Feelings.

 

Zur Übung ist es gar nicht schlecht, wenn man immer den Grundrhythmus (4/4, 2/4, 3/4) im Ohr hat. Meist sind aber Drummer nicht gewillt, stundenlang für dich einen Beat zu klopfen. Es lohnt sich daher die Anschaffung eines Metronoms oder eines billigen Drumcomputers auch für den Gitarristen. Du kannst dir dann jeden beliebigen Takt (Rhythmus) in jeder Geschwindigkeit einstellen (einprogrammieren) und dazu dann vorzüglich deine rhythmischen Übungen absolvieren.

 

Außerdem sind diese Geräte unbestechlich, und du bekommst ein gutes Gefühl für Tempo. Besonders bei Anfängern, die in Bands spielen, ist die Beibehaltung des Tempos ein großes Problem, denn man ist mit seinem Instrument schon ziemlich beschäftigt. Gerade das gute Timing (Gleichmaß und Abstimmung im Tempo) kann aber in einer Band schon die halbe Miete sein. Eine Band mit Rhythmusschwankungen wirkt wenig überzeugend.

 


Spielpraxis - Solo   top

 

Nun kommen wir zur Abteilung "Solospiel auf der Gitarre". Auf den Seiten "Musiker" wird auf einige Gitarristen und ihre Spielweisen hingewiesen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Blues. Wenn du dir mal einige Platten davon angehört hast, dann hast du schon einen sehr guten Eindruck von der Vielfalt des Solospiels bekommen. Natürlich kannst du dich an dieser Stelle nicht zum Weltmeister ausbilden, aber du solltest wissen, dass viele der großen Gitarristen weder Noten lesen können noch je eine Ausbildung genossen haben. Wesentlich war für sie, dass sie sich ihre Vorbilder gut angehört und aus deren Spielweise dann ihren eigenen, unverwechselbaren Stil abgeleitet haben.

Und das scheint mir besonders bemerkenswert. Heute kann man oft die Entwicklung beobachten, dass Gitarristen eigentlich nur noch darum rangeln, wer der Schnellste (und Lauteste?) ist. Das geht dann sehr oft auf Kosten der Melodik und der Individualität, es wird weitgehend "rumgesägt".

 

Ich meine, es sollte dir nicht darum gehen, furchtbar flink und laut zu werden. Viel erstrebenswerter ist es, sich auf seiner Gitarre zu Hause zu fühlen, mit den Klängen zu leben und seinen eigenen, wieder erkennbaren Sound zu finden. Ein sagenhaft schneller Lauf kann schrecklich langweilig sein, ein mit Seele gespielter, einzelner Ton kann durchaus die berühmte Gänsehaut erzeugen. Nimm Carlos Santana als Beispiel! Den Santana-Sound erkennt man sofort und ohne Zögern. Und ist nicht Samba pa ti der Song für Verliebte aller Generationen?

 

Scheue dich also niemals in deiner Anfängerzeit, deine Vorbilder - wie immer sie heißen mögen - nachzuahmen. Das haben alle getan. Hör dir auch alte Sachen aus der Rock'n'Roll- oder Beat-Zeit an. Damals sind so manche Gitarrenstandards gesetzt worden, die auch heute noch gültig sind. Ich denke da an die Sounds von Duane Eddy (Rebel Rouser, Peter Gun), den Shadows oder den Spotnicks. So manches Riff, so mancher Lauf dieser Gitarristen ist immer noch gut genug zum Abkupfern, und wer sich auskennt, der entdeckt doch oft genug in aktuellen Hits verdächtig Bekanntes.

 

Neben den reinen technischen Tricks ergibt sich für dich die Frage, welche Töne du spielen kannst, um ein Solo aufzubauen. Wenn du mit anderen in einer Band zusammenspielst - das ist ja eigentlich das Ziel des Rockprojekts - kannst du verschiedene Sachen ausprobieren. Wenn ihr zu mehreren Gitarristen seid, solltet ihr nicht den Fehler machen und die früher übliche Rollenverteilung vornehmen: Du spielst die Rhythmusgitarre, und ich bin für die Soli verantwortlich (oder umgekehrt). Besser ist es, wenn man in allen Sparten zu Hause ist und sich abwechseln kann, was gleichzeitig der Band mehr Farbe gibt.

Für ein Solo eignen sich zunächst einmal alle Töne, die zu dem gerade gespielten Drei-, Vier- oder Mehrklang gehören. Viele schöne Melodien in der Rockmusik bauen auf derartigen Mustern auf.

 

Gleichermaßen interessant kann es sein, wenn du die Töne eines Akkords der Reihe nach erklingen lässt. Das nennt man ein Arpeggio spielen. Du kannst dabei alle sechs Saiten anspielen oder auch nur einen Teil. Bewährtes Beispiel zum Üben ist der Evergreen House Of The Rising Sun von den Animals.

Wenn du dich etwas freier auf Solopfaden bewegen willst, solltest du dir die so genannte pentatonische Tonleiter ansehen. Unter Pentatonik versteht man die Abfolge von fünf Tönen (griechisch: penta = fünf). Das gezeigte Beispiel enthält - wenn du genau hinschaust - tatsächlich nur alle in den ersten 5 Bünden vorkommenden Töne e, fis, gis, h und cis. Pentatonische Tonfolgen enthalten keine Halbtöne, es fehlt ihnen demnach ein Leitton, wie er in "normalen" Tonleitern vorkommt. Das hat für dich den Vorteil, dass man einer pentatonischen Leiter weder ein Dur noch ein Moll zuschreiben kann, sie ist geschlechtslos. Du kannst dich also bei einem Solo munter zwischen den Tonarten bewegen.

 

Sehr geeignet für Solozwecke sind auch die Bluesskalen. Beim Üben solcher Tonleitern kommt es darauf an, sie sicher in allen Lagen und Tonarten anwenden zu können. Auch hier gilt, dass die gezeigten Skalenbeispiele natürlich auf alle Gitarrenbünde übertragbar sind. Beim Gitarrensolo müssen natürlich keineswegs alle Töne einer Leiter gespielt werden, und du musst nicht pausenlos rauf und runter dudeln. Das Solo soll - verbunden mit den vorher beschriebenen Spieltechniken - einen eigenen Charakter haben und sich aus der Begleitung herausheben.

 

Wenn die Band schnell spielt, kann es sehr effektvoll sein, wenn der Sologitarrist langsam spielt und sich auf wenige Töne beschränkt. Umgekehrt, bei langsamer Bandbegleitung, kann ein rasanter Sololauf über mehrere Oktaven die Wirkung steigern. Ist der Rhythmus betont gerade (straight), bringt ein verzögertes Spiel mit punktierten Noten die Abwechslung. Bei ziemlich komplizierten Rhythmen und ungeraden Taktarten wird ein einfaches Solo wieder Überblick bringen. Wichtig ist aber immer, dass du darauf hörst, was die anderen spielen. Solospielen heißt nicht, auf den Egotrip gehen. In jedem Fall ist das Miteinander die Devise. Ein Solo soll den Groove einer Band nicht kaputt machen, sondern ihn unterstützen.

 

Ein wichtiges Element des Solospiels ist die Phrasierung. Darunter ist zu verstehen, dass der Spieler sein eigenes persönliches Zeitgefühl und seine Eingebung in das Solo hineinpackt, ohne den Kontakt mit dem Groove und dem Timing der Musik zu verlieren. Dabei muss man natürlich die verschiedenen Skalen gut beherrschen. Praktisch kann man es sich so vorstellen, dass der Solospieler in einem Takt Noten spielt, die er selbst im Augenblick des Spielens nach Gefühl setzt. Wichtig ist, dass an bestimmten Punkten des Taktgefüges das ursprüngliche und das eigene Timing wieder übereinstimmen, damit der Zusammenfluss nicht verloren geht. Als Übung bietet sich eine Begleitung zu einem Metronom an. Man versucht, möglichst viele Noten über die Schläge eines Taktes zu spielen, wobei man bei der 1 und der 4 des Taktes deckungsgleich spielt. Natürlich beginnt die Übung mit mäßigem Tempe, das im Verlauf gesteigert wird. Anschließend kann man das Ganze über mehrere Takte ausdehnen.

 


Tabulaturen   top

Eine Tabulatur (auch TAB) ist eine spezielle Methode, für Gitarre oder Bass Musik aufzuschreiben. An die Stelle der normalen Notenschrift treten dabei schlichte Buchstaben und Zahlen. Man muss also keine Noten lernen, um nach Tabulaturen spielen zu können.

Eine Tabulatur sagt aus, welcher Notenwert zu spielen und welche Saite in welchem Bund anzuschlagen ist. Man erfährt auch, wo Hammering, Dehnen, Slide oder Vibrato angesagt ist. Ebenso wird die Tonart des Stückes angegeben. Wenn es nicht ausdrücklich angegeben ist, geht man von der normalen Gitarrenstimmung aus. Auch sollte eine Tabulatur Auskunft darüber geben, ob ein Kapo eingesetzt werden muss. Tabulaturen informieren in der Regel auch über den Rhythmus des Stückes.

Tabulaturen gebe keine Auskunft über die Notenlänge. Man muss also in vielen Fällen erst den Song im Ohr haben, um ihn mit einer Tabulatur spielen zu können. Tabulaturen geben keine Anweisung, welcher Finger jeweils auf den Bund zu drücken ist oder in welcher Weise der Anschlag der Seite erfolgen soll (von oben, von unten).

Eine Tabulatur ist einfach zu lesen und zu schreiben. Man nimmt zunächst die sechs Seiten (vier beim Bass) des Instruments. Unten ist die tiefste Saite, oben die höchste, also so wie man von oben auf die Gitarre schaut. Links sind immer die Saitenbezeichnungen angegeben. In englischen Tabulaturen wird man statt des h ein b finden.

e-------------------------------------------------
h-------------------------------------------------
g-------------------------------------------------
D-------------------------------------------------
A-------------------------------------------------
E-------------------------------------------------

Auf die Linien werden nun Zahlen geschrieben. Diese werden von links nach rechts gelesen und geben in der Reihenfolge an, welche Note jeweils gespielt wird. Eine Null bedeutet, dass die Saite offen gespielt wird. Die weiteren Zahlen geben den Bund an. In dem folgenden Beispiel werden die Töne chromatisch von E bis A auf der E-Saite gespielt werden. Jede Zahl bedeutet also, einen Bund weiter zu rücken.

e-------------------------------------------------
h-------------------------------------------------
g-------------------------------------------------
D-------------------------------------------------
A-------------------------------------------------
E---0--1--2--3--4--5----------------------------

Soll man alle Saiten gleichzeitig leer anschlagen, so sieht das so aus:

e---0---------------------------------------------
h---0---------------------------------------------
g---0---------------------------------------------
D---0---------------------------------------------
A---0---------------------------------------------
E---0---------------------------------------------


Bei einem G-Dur-Akkord sieht die passende Tabulatur so aus:


e---3---------------------------------------------
h---3---------------------------------------------
g---4---------------------------------------------
D---5---------------------------------------------
A---5---------------------------------------------
E---3---------------------------------------------


Will man Töne leicht versetzt, aber dennoch im Gleichklang nacheinander erklingen lassen, schreibt man folgende Tabulatur:

E--------3----------------------------------------
B-------3-----------------------------------------
G------4------------------------------------------
D-----5-------------------------------------------
A----5--------------------------------------------
E---3---------------------------------------------

Bei diesem Beispiel (A-Dur) klingt jeder Ton einzeln (Arpeggio):

e------------------5------------------------------
h---------------5-----5---------------------------
g------------6-----------6------------------------
D---------7-----------------7---------------------
A------7-----------------------7------------------
E---5-----------------------------5---------------


Wie schon gesagt, gibt die Tabulatur keine Auskunft über die Notenlängen. Allerdings können die Abstände schon ein wenig Auskunft darüber geben. Sind diese alle gleich, so darf man annehmen, dass auch die Notenlängen übereinstimmen. Das hängt jedoch davon ab, wie der Tabulaturschreiber damit umgeht. In entsprechenden Heften wird man dazu ein Erläuterung finden.

Es ist in jedem Fall einfacher, einen Song nach Tabulatur zu spielen, den man schon gut kennt, als ein völlig unbekanntes Stück. Besonders die rhythmischen Feinheiten (Triolen, punktierte Noten) lassen sich anhand der Tabulator nicht erkennen.

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