Die Lloyd Loar-Zeit Ein virtuoser klassischer Mandolinen-Spieler und Akustik-Techniker, Lloyd Loar, kam 1919 zu Gibson, ein Jahr nach dem Tod von Orville Gibson. Loars Verfeinerungen der originalen Bearbeitungstechniken von Orville brachten als Meistermodelle die Mandoline F-5 und die Gitarre L-5 hervor mit eingestimmten Decken und Böden und den ersten F-Löchern, die man auf Instrumenten mit Bünden finden konnte. Die F-5 wurde schnell bewertet als die schönste Mandoline, die je gebaut wurde, während die L-5 - in den Händen von Musikern wie Eddie Lang - als erste Gitarre eine ernsthafte Rolle im Orchester einnahm. Sie ersetzte sofort das Tenor-Banjo als Rhythmusinstrument und wurde die Grundlage für Gibsons führende Rolle auf dem neuen Gebiet der Gitarren mit gewölbten Decken. Die Zwanzigerjahre brachte eine neue Periode von unglaublichen Erneuerungen mit höhenverstellbaren Brücken, angehobenen Pickguards und dem von Thaddeus McHugh entwickelten verstellbaren Stahlstab im Hals, 1921 patentiert. Einfach und direkt in der Anwendung, glich der Stahlstab die Saitenspannung an den Hals an und hielt den Hals in perfekter Ausrichtung. In dieser Zeit entwickelte Gibson auch Banjo-Konzepte wie den modernen Tonreifen und den Resonator, die das Tenor-Banjo jener Tage revolutionierten und die Grundlage legten für Earl Scruggs Bluegrass-Musik 20 Jahre später. Um 1924 stellte Loar den Prototyp eines elektrischen Basses mit besonderem Augenmerk auf das Design des Pickups, der Saiten und anderer Merkmale vor. Den Klang und den Markt von 30 Jahren vorwegnehmend, wurde Loars Design weder vom Gibson-Management, noch vom Publikum, und er zog sich 1924 zurück. Es war das erste Beispiel, dass Gibson-Techniker ihrer Zeit weit voraus waren. Aber es würde nicht das letzte sein. Während der Depressions-Zeit ging Gibson in den Spielzeug-Markt und erweiterte die Saiteninstrument-Produktion mit Anleihen an die Violinen-Familie, eine ironische Rückkehr zu den Designs, die Orville zuerst inspiriert hatten. Erneuerungen setzten sich auf allen Gebieten fort, und die Firma stellte sogar eine preiswerte “Kalamazoo”-Linie mit Akustik-Gitarren vor. Im Jahre 1934 wurde die L-5 in größerer Form entwickelt, damit sie auch in Orchestern mit Bläsersätzen mithalten konnte, und eine völlig neue Entwicklung, die Super 400, wurde vorgestellt zu dem schwindelerregenden Preis von 400 Dollar. Die besonders voluminöse Gitarre hatte die Power, jeden Bläsersatz zu übertönen, und wurde von vielen als der Höhepunkt des Designs mit gewölbter Decke gesehen. Aber fast unmittelbar danach fanden Gibson-Techniker einen neuen Weg, Bläser zu übertönen und der Markt war bereit dazu. Der Gibson-Katalog von 1937 stellte eine neue elektrische Gitarre vor, die ES- 150. Diese “Electric Spanish”-Gitarre verknüpfte die neue Technologie magnetischer Tonabnehmer mit dem Design gewölbter Decken in einem Instrument, das zur Verstärkung vorgesehen war. Als ein junger Mann aus Oklahoma mit dem Namen Charlie Christian sich bei Benny Goodman “einstöpselte”, machte er die Gitarre zum Soloinstrument. Musik würde nie mehr die sein, die sie war, und Christians kraftvolle Sologitarren-Linien erfanden einen komplett neuen Musik-Stil, der über 50 Jahre lang nachgeahmt wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Gibsons Instrumenten-Produktion ausgesetzt, da die Materialien knapp wurden. 1944 ging die Firma an Chicago Musical Instruments (CMI), eine bekannte Musik- Handelsfirma. Mit dem Ende des Krieges lief 1946 die Produktion wieder an und eine ernorme Nachfrage nach Musikinstrumenten bewirkte eine neue Zeit des Wachstums für Gibson. 1948 wurde der Industrie-Veteran Ted McCarty angestellt. © Gibson USA Deutsche Übersetzung: Rolf Esser