Oldies
but Softies
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So
ergibt sich die fast schizophrene Situation, dass wieder
ehemals sündhaft teure Geräte in Gestalt von
Software-Plug-ins auf den Markt kommen, die es allenfalls
noch als Oldie gibt. Die Software ist vergleichsweise
preiswert und bildet das Klangverhalten des Vorbildes
exakt nach, liefert aber eine bessere Klangqulität, weil
digital, und ist bedienungsfreundlicher wegen ihrer
Benutzeroberfläche für den PC. Die deutsche
Software-Schmiede Native
Instruments hat von
diesen Software-Instrumenten einige wieder belebt, die
Kult und Legende waren. Etwa den analoge Synthesizer Prophet
5 von Sequential Circuits, der nun Pro-52
heißt, oder das DX7 von Yamaha, jetzt FM7.
Kaum eine Scheibe der 80er-Jahre, auf der diese Keyboards
nicht eingesetzt wurden.
Die
Firma Waldorf hat ihren Synthesizer PPG
ebenfalls als Software-Version Wave 2.0 aufgelegt.
Aber auch neuentwickelte Synthesizer stehen zur Verfügung
wie der Reaktor von Native Instruments, ein
Software-Synthesizer für Bausatzfreunde. Von Emagic
kommen die E-Pianos von Rhodes und Wurlitzer (EVP88).
Native Instruments hat es geschafft, die
Hammond-Legende B3 mit authentischem
elektromagnetischem Klang einschließlich
Rotationslautsprecher, Zugriegel und Keyclick auf die
Festplatte zu bannen.
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Soft-Hammond
B4 einschl. Pedal |
Von
Gmedia wird das Mellotron für alle
nostalgischen Keyboarder bereitgestellt. Die Sounds
klingen genau so leierig wie damals, aber sie sind
komplett. Beim echten Mellotron waren immer nur drei
Sounds in einem Taperahmen vereint. Wollte man mehr,
musste man den Rahmen austauschen.
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Soft-Mellotron |
Last but not least ist auch
der legendäre Minimoog wieder auferstanden. Unter
Mithilfe von Bob Moog hat Arturia in
beeindruckender Weise die typischen und unverwechselbaren
Klänge des Mini als Stand-alone und Plug-in für die
Festplatte zum Leben erweckt. Eine Besonderheit besteht
darin, dass viele Sounds auch polyphon gespielt werden
können, was aber oft wenig sinnvoll ist.
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Soft-Minimoog |
All
diese alten und neuen elektronischen Instrumente kann der
Musiker heute locker von CD auf seinen PC laden. Dabei
ist es gar nicht so einfach, den Klang solcher Instrumente
softwaremäßig nachzubilden, wenn sie analog waren, d. h.
auf Schaltungen aufbauten. Solche analogen Schaltkreise
sind nicht konstant in ihrem Frequenzverhalten, die
Tonhöhen verschieben sich leicht, im Gegensatz zu
digitalen Klangquellen. Man muss also auch das
"Zufällige" des Tones programmieren. Aber
nichts ist unmöglich. Wer zum Beispiel ein Zupfinstrument
mit Anblasgeräusch haben will - kein Problem, das
Physical Modelling der Software Tassman von Applied
Acoustics schafft auch das.
Schließlich
sei noch erwähnt, dass man natürlich auch
Naturinstrumente mit dem PC spielen kann. Denn natürlich
wurden auch die Sampler in Software
"gegossen". Dies kennt man ja schon von der
Soundkarte des PCs, deren Wavetable eben Wellenformen von
Instrumenten als Samples enthält. Sampler als Plug-in
können allerdings die Sounds bearbeiten wie jeder
Hardware-Sampler auch. Es sei denn, man möchte fertige
Klänge. Dann ist man mit einem Plug-in-Sample-Player gut
bedient.
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