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Wie schon erwähnt wurde, hat die Digitalisierung der Musik besonders im Recording-Bereich zu Ergebnissen geführt, die noch vor wenigen Jahren unmöglich schienen. In Verbindung mit einem PC werden immer mehr reale Keyboards und Expander durch virtuelle Maschinen ersetzt. Logischerweise nannte Steinberg seine neue Sequenzer-Software, die erstmals 1997 erschien, auch Cubase VST (Virtuelle Studio Technologie), die Firma Emagic hat ein ähnliches Konzept mit Logic Audio.

 

Natürlich kann man kaum auf ein Keyboard verzichten, um in Echtzeit mit natürlichem Feeling Songs einzuspielen. Die Klänge aber können allesamt aus dem Computer kommen und dort gleich bearbeitet und gespeichert werden. Die oben genannten Programme verfügen über ausgedehnte Funktionen, die es möglich machen, die eigenen Kompositionen bis hin zum Mastering zu vollenden. Man muss sie dann nur noch auf CD brennen, heute ebenfalls eine leichte Übung.

 


Unterthemen:
VST-Schnittstelle
Oldies but Softies
Synthie zum Nulltarif

 

 

 

 

Schnittstelle   top

 

Cubase und Logic unterstützten auch die Plug-in-Schnittstelle VST-1.0 (plug in = einklinken). Anderen Software-Entwicklern war es nun möglich, neue Effekte zu entwickeln, die sich mittels der Schnittstelle nahtlos in diese Programme integrieren ließen. So konnte der Musiker sein virtuelles Studio nach und nach um hochwertige Effekte erweitern, ohne ein einziges Kabel verlegen zu müssen. Cubase VST und Logic kamen selbst schon mit einigen Plug-ins daher.

 

Mit Cubase VST 3.7 des Jahres 1999 wurde die erweiterte Schnittstelle VST-2.0 ausgeliefert. Gegenüber der Vorversion bot sich damit die Möglichkeit, alle Plug-in-Parameter per MIDI zu steuern. Somit stand auch der Anwendung von Instrumenten auf Software-Basis als Plug-in nicht mehr im Wege. Ein berühmtes Beispiel wurde der Synthesizer ReBirth von Propellerheads, der legendäre Sounds (TR 808, 909) wieder belebte und einen wahren Technorausch am Computer auslöste. Viele andere Hersteller neben Steinberg und Emagic nutzen heute die VST-2.0-Schnittstelle, da sie den Software-Entwicklern frei zur Verfügung steht. Ein Instrument auf VST-Basis lässt sich genau so benutzen wie ein echtes Keyboard mit allen Controller-Befehlen der MIDI-Spezifikation.

 


Oldies but Softies   top

 

So ergibt sich die fast schizophrene Situation, dass wieder ehemals sündhaft teure Geräte in Gestalt von Software-Plug-ins auf den Markt kommen, die es allenfalls noch als Oldie gibt. Die Software ist vergleichsweise preiswert und bildet das Klangverhalten des Vorbildes exakt nach, liefert aber eine bessere Klangqulität, weil digital, und ist bedienungsfreundlicher wegen ihrer Benutzeroberfläche für den PC. Die deutsche Software-Schmiede Native Instruments hat von diesen Software-Instrumenten einige wieder belebt, die Kult und Legende waren. Etwa den analoge Synthesizer Prophet 5 von Sequential Circuits, der nun Pro-52 heißt, oder das DX7 von Yamaha, jetzt FM7. Kaum eine Scheibe der 80er-Jahre, auf der diese Keyboards nicht eingesetzt wurden.

 

Die Firma Waldorf hat ihren Synthesizer PPG ebenfalls als Software-Version Wave 2.0 aufgelegt. Aber auch neuentwickelte Synthesizer stehen zur Verfügung wie der Reaktor von Native Instruments, ein Software-Synthesizer für Bausatzfreunde. Von Emagic kommen die E-Pianos von Rhodes und Wurlitzer (EVP88).

 

Native Instruments hat es geschafft, die Hammond-Legende B3 mit authentischem elektromagnetischem Klang einschließlich Rotationslautsprecher, Zugriegel und Keyclick auf die Festplatte zu bannen.

  

Soft-Hammond B4 einschl. Pedal

  

Von Gmedia wird das Mellotron für alle nostalgischen Keyboarder bereitgestellt. Die Sounds klingen genau so leierig wie damals, aber sie sind komplett. Beim echten Mellotron waren immer nur drei Sounds in einem Taperahmen vereint. Wollte man mehr, musste man den Rahmen austauschen.

 

Soft-Mellotron

 

Last but not least ist auch der legendäre Minimoog wieder auferstanden. Unter Mithilfe von Bob Moog hat Arturia in beeindruckender Weise die typischen und unverwechselbaren Klänge des Mini als Stand-alone und Plug-in für die Festplatte zum Leben erweckt. Eine Besonderheit besteht darin, dass viele Sounds auch polyphon gespielt werden können, was aber oft wenig sinnvoll ist.

 

Soft-Minimoog

 

All diese alten und neuen elektronischen Instrumente kann der Musiker heute locker von CD auf seinen PC laden. Dabei ist es gar nicht so einfach, den Klang solcher Instrumente softwaremäßig nachzubilden, wenn sie analog waren, d. h. auf Schaltungen aufbauten. Solche analogen Schaltkreise sind nicht konstant in ihrem Frequenzverhalten, die Tonhöhen verschieben sich leicht, im Gegensatz zu digitalen Klangquellen. Man muss also auch das "Zufällige" des Tones programmieren. Aber nichts ist unmöglich. Wer zum Beispiel ein Zupfinstrument mit Anblasgeräusch haben will - kein Problem, das Physical Modelling der Software Tassman von Applied Acoustics schafft auch das.

 

Schließlich sei noch erwähnt, dass man natürlich auch Naturinstrumente mit dem PC spielen kann. Denn natürlich wurden auch die Sampler in Software "gegossen". Dies kennt man ja schon von der Soundkarte des PCs, deren Wavetable eben Wellenformen von Instrumenten als Samples enthält. Sampler als Plug-in können allerdings die Sounds bearbeiten wie jeder Hardware-Sampler auch. Es sei denn, man möchte fertige Klänge. Dann ist man mit einem Plug-in-Sample-Player gut bedient.

 


Synthie zum Nulltarif   top

 

Nun hat ja nicht unbedingt jeder eine Vorstellung davon, was ihn bei Software-Instrumenten erwartet. Und wenn man sich so die verschiedenen Programme zusammen kauft, dann bleibt manche Mark auf der Strecke. Nicht verzagen! Es gibt unglaublich viel Software zum Nulltarif. Man muss sich nur ein wenig im Internet auf den einschlägigen Seiten tummeln. So ist zum Beispiel die oben genannte Firma Native Instruments so freundlich, einen kostenlosen virtuell-analogen Synthesizer namens Soundforum Synth zum Download zur Verfügung zu stellen. Es bietet alles, was ein solcher Synthie haben muss. In erster Linie also Regler und Potis satt. Denn wir erinnern uns - beim analogen Synthesizer sieht und hört man sofort, was passiert. Und weil das so ist, lernt man eine Menge über Oszillatoren, Hüllkurven und Filter.

 

Soundforum Synth - am Klang schrauben wie beim echten Synthie

 

Die Software liefert schon einige Festeinstellungen, ich kann aber nur raten, einfach mal damit rumzuspielen und die manchmal überraschenden Ergebnisse zu genießen. Und wenn ein Sound besonders gut gefällt, dann kann man ihn schnell abspeichern und später wieder einsetzen.

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