Projekt: Homerecording   top (zum Hauptmenü)

      

Viele Musiker haben irgendwann den Drang, die eigene Musik halbwegs professionell zu konservieren, ohne dafür auch professionell zur Kasse gebeten zu werden. Oft genug spielt auch der Wunsch eine Rolle, nicht mehr mit einer Band touren zu müssen, aber trotzdem weiterhin musikalisch aktiv bleiben zu können. So war es jedenfalls bei mir. An die Stelle des gemeinsamen Übens im Bandraum tritt das Homerecording, das Aufnehmen zu Hause.

 

Ich habe mich schon während meiner Bandzeit mit dem Recording beschäftigt. Wir hatten den Übungsraum so eingerichtet, dass jeder Musiker über Kopfhörer angeschlossen war und jedes Instrument per Mikro oder direkt in das Mischpult ging, das nebenan im Regieraum stand. Da es damals noch nicht die günstigen Kassetten-Mehrspurgeräte gab und ein entsprechendes Studiogerät jenseits meiner finanziellen Möglichkeiten lag, habe ich mir zwei Revox A77 mit Highspeed (38 cm/sec) /Halbspur und eine dbx-Rauschunterdrückung gekauft (dbx fiel in Deutschland zu der Zeit unter "Exotisches"). So war es möglich, einerseits beim Üben immer eine Maschine mitlaufen zu lassen, andererseits aber auch im Ping-Pong-Verfahren Overdubs aufzunehmen. Durch das dbx-System hielt sich das Rauschen auch nach mehrmaligem Überspielen in Grenzen bei gleichzeitiger maximaler Dynamik durch die breite Halbspur. Effekte wie Echo oder Hall konnten über das Mischpult zugemischt werden. Wenn ich mir heute manchmal die so entstandenen Aufnahmen anhöre, so finde ich sie auch im Zeitalter der Digitalisierung immer noch gelungen. Nachteile dieses Aufnahmeverfahrens: Nachträgliche Korrekturen sind nicht möglich. Ein Spielfehler, und man muss alles noch mal neu aufnehmen. Zudem war das unbedingt nötige Studiobandmaterial, dass bei 38er Geschwindigkeit nur so durchrauscht, extrem teuer.

 

So habe ich mir dann nach dem Ende meiner Bandzeit meine erste Vierspur gekauft, eine TEAC 3440, ein unglaublich schwergewichtiges Teil. Ich habe damit nicht sehr viel Freude gehabt, weil die Tonköpfe irgendwie sehr anfällig waren. Die geringe Spurbreite bei "Schnürsenkelbändern" vertrug keine großen Toleranzen, die Maschine musste ständig eingemessen werden. Muss man bei Bandmaschinen übrigens auch immer, wenn man nur die Tonbandmarke wechselt. Das Bandmaterial blieb teuer wie eh und je.

 

Irgendwann in diesen Jahren war dann plötzlich die Rede von "Homerecording". Die Musikindustrie hatte die Soundtüftler in ihren Buden entdeckt. Entsprechend wandelte sich dann bald der Markt der Aufnahmegeräte. Der Quantensprung passierte mit der TASCAM-238 - ein achtspuriger Rekorder, den man mit einer normalen MC bestücken kann. Ich habe sofort all meinen Bandmaschinen Adieu gesagt und mir die 238 gekauft, die ich heute noch besitze.

 

Es ist schon ein technisches Meisterwerk, so viel Klang aus a) einem Tonband zu zaubern, dass nur halb so breit ist wie das oben erwähnte Viertelzoll-Band, und b) dann auch noch 8 Spuren daraus zu machen. Möglich wurde das durch den Trick, das Design des Aufnahmekopfes so zu gestalten, dass die benachbarten Spuren jeweils horizontal versetzt aufgenommen werden. Zusätzlich hat die 238 eine Rauschunterdrückung (dbx oder Dolby C). Damit lassen sich Songideen schon hervorragend realisieren. 

 

Eine ganze Generation von Achtspurrekordern überschwemmte nun den Markt. Einige Firmen wie AKAI gingen sogar weiter und brachten Geräte mit zwölf Spuren heraus, allerdings mit einem eigenen (teuren) Kassettenformat. Später wurden dann die Rekorder mit einem kleinen Mischpult und eigener Effektsektion gekoppelt: ein Studio im Westentaschenformat!

 

In den letzten Jahren ging dann der Trend auch im Homerecording in die digitale Richtung. Das ADAT-System von Alesis war hier prägend mit Bändern ähnlich den Videokassetten. Firmen wie Fostex, Tascam und Mackie liefern heute eigenständige  Harddisc-Recorder mit 24 Spuren mit bis zu 24-Bit Auflösung und 96 kHz Sample Rate. Das ist absolute Studioqualität. Die Preise für solche Geräte sind inzwischen auch für Amateure bezahlbar. Für einen Straßenpreis von rund 1500-2000 Euro ist man schon dabei. Wenn man bedenkt, was vor ein paar Jahren noch eine 16-Spur Analogmaschine gekostet hat, dann ist das wirklich unglaublich.

 

Nicht zuletzt hat der PC einen gewichtigen Platz beim Harddisc-Recording bekommen unter Einbeziehung von geeigneter Software, etwa von Steinberg oder Emagic. Andere Recording-Systeme bauen auf Steck- und Soundkarten für PC oder MAC, wie etwa Pulsar von Creamw@re oder DSP-Factory von Yamaha

 

Inzwischen ist das Homerecording zum Motor ganzer Industriezweige geworden. Für Instrumente und Software hat der heimische Musiker offenbar Bedarf ohne Ende. Bestes Beispiel dafür sind bei den Instrumenten die Workstations - Keyboards, die "alles" können. Das komplette Studio ist virtuell, alles kann am PC per Software erledigt werden. Möglicherweise ist der Homerecorder auch etwas finanzkräftiger als der junge Bandmusiker. Denn eines ist klar: Homerecording ist trotz der vergleichsweise günstigen Preisentwicklung ein teures Hobby. Man hat ständig den Drang, aktuell zu bleiben. Oft genug schafft man auch Dinge an, die zur Realisierung von Sounds und Songs nicht unbedingt nötig sind. Und wenn man sich einmal die "Buden" der Homerecorder genauer anschaut, dann entpuppen sie sich oftmals als studioähnliche Lokalitäten.

 

Man hat sich auch daran gewöhnt, dass zeitgenössische elektronische Musik aus dem Computer kommt. Dies muss auch heute nicht zwangsläufig so sein. Alle elektronischen Instrumente haben auch Audio-Ausgänge, mit denen man sie mit analogen Mischpulten verbinden und in Echtzeit - gewissermaßen Spur für Spur "live" - aufnehmen kann. Auf diese Weise lassen sich elektronische Instrumente genauso "authentisch" spielen wie herkömmliche akustische oder elektrisch verstärkte. Neu ist an vielen modernen elektronischen Instrumenten allerdings, dass sie bisweilen gar nicht mehr "elektronisch" klingen, sondern sehr überzeugende natürliche Grundsounds liefern - z. B. Saxophon, Klavier, Hammondorgel, Schlagzeug -, die dann ihrerseits elektronisch und elektro-akustisch verändert und verfremdet werden können. Neu ist weiterhin, dass elektronische Instrumente nicht mehr ausschließlich über Keyboard-Tastaturen bedient werden müssen. Nahezu jedes herkömmliche Instrument kann, mit einem entsprechenden Tonabnehmer versehen, das Eingangsignal für einen Synthesizer liefern.

 

So hat man als Musiker(in), der (die) Homerecording betreibt, die Wahl, ob man ausschließlich auf der elektronischen Schiene bleiben will oder ob man die Elektronik so einsetzt, dass das Ergebnis immer noch nach Musik klingt, die von realen Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen dargeboten wird. Ich  habe mich immer an Letzterem orientiert beim Recording, denn Eines kann Elektronik - so teuer sie auch immer sein mag - gewiss nicht bieten: Feeling!

 


Unterthemen:
Aufnahmegeräte
Aufnehmen
Kassettenaufnahme
Minidiskaufnahme
Aufnahme Festplatte
Aufnahmeprotokoll
Klangbearbeitung
Gitarrensounds
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Zusammenstellungen   top

 

Welche Geräte in welcher Zusammenstellung kommen denn nun in Frage, um Homerecording zu betreiben? Nun, das hängt ab von den Absichten, die man verfolgt, und - wie immer - vom Geldbeutel.

 

1. Beispiel

Wer nur mal eben schnell eine musikalische Idee festhalten will, für den reicht im Grunde das bestimmt schon vorhandene Tapedeck, sofern es einen Stereoeingang hat (Cinch oder DIN-Buchse). Investieren muss man dann in ein Minimischpult, in das man ein Instrument und ein Mikrofon einstöpseln kann (Line/Mikro). Für Gitarrenaufnahmen wäre ein geeignter Vorverstärker sinnvoll (siehe unten). Über Kopfhörer am Tapedeck oder am Mischpult kann man beim Aufnehmen mithören und seine Songskizzen auf preiswerten Musikassetten abspeichern. Zu diesem Zweck kann man übrigens Kassetten kaufen, die nur 5, 10 oder beliebig viele Minuten lang sind, was manchmal recht praktisch ist. 

  • Stereo-Tapedeck

  • Gitarre, Keyboard, Mikrofon

  • Gitarrenvorverstärker

2. Beispiel   top

Wer Songs mit mehreren Stimmen oder Instrumenten aufnehmen und später noch bearbeiten will, benötigt ein Mehrspurkassettengerät, das im Idealfall schon ein Mischpult einschließt. Solche Geräte gibt es zum vertretbaren Preis in Vier- oder Achtspurtechnik. Falls man die Musik mit einer E-Gitarre einspielt, so sollte ein Effektgerät angeschafft werden, dass die Gitarrensignale gut verarbeiten kann (Vorverstärkung), etwa der POD von Line 6 oder der Tubeman von Hughes & Kettner. Schließlich lohnt auch ein Multieffektgerät, das Hall, Echo oder Chorus liefert. Ein Keyboard kann in die Lineeingänge geführt werden. Wer sich nicht zutraut, auf dem Keyboard die Drumrhythmen selbst zu erzeugen, sollte die Anschaffung einer Drummaschine mit abrufbaren Drumpatterns erwägen. Aufgenommen wird achtspurig auf normaler MC, abgehört wird über die Stereoanlage, an die man den Stereoausgang des Mixers angeschlossen hat. Das Tapedeck der Stereoanlage kann für die Masteraufnahme benutzt werden. 

 

Will man mit dem Keyboard MIDI-Files erzeugen und wiedergeben, so benötigt man zusätzlich einen Sequenzer, also eine Einrichtung die die MIDI-Daten speichern und abspielen kann. Bei der Arbeit mit einem Software-Sequenzer ist wiederum ein kompletter PC mit MIDI-Interface fällig. Ein Hardware-Sequenzer dagegen ist ein unabhängiger Recorder für MIDI. Egal welche Art von Sequenzer: Soll das Ding gleichzeitig mit der aufgenommenen Kassette ablaufen, so geht das nicht ohne einen Synchronizer. Dieses Gerät ermöglicht durch einen speziellen Taktimpuls (MIDI-Clock, SMPTE) den genau gleichen Ablauf der Audio- und MIDI-Daten. Das heißt, man kann also beispielsweiese acht Spuren auf Kassette aufnehmen und noch weitere MIDI-Spuren des Sequenzers synchron mitlaufen lassen. 

  • Mehrspurgerät für MC

  • Gitarre, Keyboard, Mikrofon, eventuell Drummaschine

  • Gitarrenvorverstärker

  • Multieffektgerät

  • Hardware-Sequenzer (bzw. Software-Sequenzer und PC)

  • Synchronizer

3. Beispiel   top

Eine ähnliche Konfiguration wie im 2. Beispiel ergibt sich aus dem Einsatz eines Mehrspurrekorders für die Aufnahme mit Minidisks. Hier entfällt aber der Synconizer, da ein Minidiskgerät schon synchronisieren kann. Eine Minidisk hat gegenüber einer MC den Vorteil, dass auf ihr Daten wie auf einer CD gespeichert werden. Auf diese Daten kann man per Menü direkt zugreifen, etwa Titel suchen oder Titel verschieben. Langes Spulen entfällt.

  • Mehrspurgerät für Minidisk

  • Gitarre, Keyboard, Mikrofon, eventuell Drummaschine

  • Gitarrenvorverstärker

  • Multieffektgerät

  • Hardware-Sequenzer (bzw. Software-Sequenzer und PC)

4. Beispiel   top

Der gehobene Soundbastler wird sich gleich mit der aktuellesten Konfiguration anfreunden. Bei Harddisk-Recording entfallen Medien wie Kassetten oder Minidisk, die Aufnahme und Speicherung aller Musikdaten erfolgt direkt auf Festplatte. Dazu kann ein Harddisk-Rekorder angeschafft oder der vielleicht schon vorhandene PC eingesetzt werden. Für den Harddisk-Rekorder, der in der Regel schon ein Mischpult aufweist, aber auch eine Multieffektgerät (!), wird  für die MIDI-Files wieder ein Sequenzer benötigt und bei Gitarrenaufnahmen der Vorverstärker. Für den PC (der einen leistungsfähigen Prozessor und eine große Festplatte haben sollte) braucht man eine Mischpult. Es ist zu überlegen, ob man nicht gleich ein digitales Mischpult anschafft, so dass man eine Schnittstelle für alle vorhandenen und zukünftigen analogen und digitalen Geräte zum PC hat. Ein digitales Mischpult wie das bewährte Yamaha 01V hat zudem den Vorteil, dass es schon Effektgeräte, Kompressoren und Equalizer intergriert hat. Unter Einsatz des PCs können dann auch Programme eingesetzt werden, die das Komponieren durch komplette Songstyles und MIDI-Files erleichtern. Zudem kann ein CD-Brenner eingebaut werden. Die Aufnahmen können dann sofort auf CD konserviert werden.

  • Harddisk-Rekorder (Mischpult, Multieffekt), Hardwaresequenzer

  • PC (schnell, große Festplatte, Softwaresequenzer), (digitales) Mischpult, CD-Brenner

  • Keyboard, Gitarre, Mikrofon, eventuell Drummaschine

  • Gitarrenvorverstärker (POD o.ä.)

Über die Preiskategorien der vier Beispiele kann man keine eindeutigen Angaben machen. In jeder Zusammenstellung sind Variationsbreiten von einigen hundert bis mehreren tausend Mark möglich. Ich kann daher nur raten, sich eine Checkliste der eigenen Anforderungen zu machen und die Preise von unterschiedlichen Zusammenstellungen zu ermitteln. Es bringt aber auch nichts, am falschen Ende zu sparen, da Nach- und Umrüstungen oft sehr teuer werden. In Anbetracht der Tatsache, dass auf dem Elektronikmarkt der Preisverfall rasant ist, muss man bedenken, dass man für Gebrauchtes auch nur entsprechende Preise bekommt. Andererseits ist es gerade desahlb nicht falsch, sich bei allen Anschaffungen auf dem Gebrauchtmarkt umzusehen. Der Blick in die heimischen Kleinanzeigenblätter oder den Kleinanzeigenteil der bekannten Musikermagazine kann sich lohnen.

 


Aufnehmen   top

 

Die Qualität der eigenen Aufnahmen wächst mit dem Faktor Zeit. Einige Grundregeln sollte man von Anfang an beachten, das mindert den Frust. Zusätzlich hilft es, wenn man sich auch ein wenig mit der Theorie der Sache beschäftigt. Zu empfehlende Bücher, die auch für Laien verständlich geschrieben sind:

  • Hubert Henle: Das Tonstudio Handbuch, Verlag GC Carstensen, ISBN 3-910098-14-2

  • Bert Gerecht: Die eigene Musik auf CD!, Leu-Verlag, ISBN 3-928825-30-5

  • Manfred Hilberger: CD-Herstellung von A-Z, Bandstand-Music, ISBN 3-8024-0222-7


Mehrspur-Kassettenaufnahme   top

 

Wie ich schon oben erwähnt habe, liegen die einzelnen Spuren trotz aller Tonkopftricks sehr eng beieinander. Das bedeutet, dass die sogenannte Übersprechdämpfung entsprechend gering ist. Darunter versteht man die Fähigkeit, bei der Aufnahme auf eine Spur möglichst die benachbarten nicht zu magnetisieren. Da aber gerade von elektronischen Geräten wie Drumcomputer oder Keyboard recht starke Impulse ausgehen, wird sich ein Übersprechen (nennt man so, auch wenn es um Musik geht) kaum vermeiden lassen. Man merkt es beim Abhören, wenn man am Mischpult mal Spuren hochzieht, auf denen eigentlich noch kein Signal sein dürfte. Es ist eins da, zwar leise, aber immerhin.

 

Es empfiehlt sich folgende Faustregel beim Aufnehmen: Ähnliche Signale packt man nebeneinander, sehr unterschiedliche weit auseinander. Drums und Bass also auf benachbarte Spuren, Vocals weit weg von diesen, dazwischen der Rest. Zusätzlich habe ich mir angewöhnt, nach dem Aufnehmen verbleibende Leerspuren oder Spurabschnitte (Vorsicht!) vor der neuen Aufnahme komplett durchzulöschen. Praktisch kann der Spurplan dann so aussehen:

 

Spurplan

Spur 1Spur 2Spur 3Spur 4Spur 5Spur 6Spur 7Spur 8
STEREOMONOMONOSTEREOMONOMONO
Drums / PercussionBassE-GitarreKeyboardsAkustik - GitarreVocals

 

Natürlich kann man Drums und Percussion auch trennen, aber nach meinen Erfahrungen klingen sie - stereofon aufgenommen - dynamischer, weil eben die doppelte Spur mehr Reserven hat. Die Keyboards werden ohnehin im Stereobild aufgenommen, besonders, wenn per MIDI Expander und/oder Sampler mit einbezogen werden sollen. Die Spur 7 kann bei Bedarf weitere Vocals aufnehmen oder Solostimmen, oder es können weitere Stereokombinationen angelegt werden. 

 

Da der Recording-Anfänger in der Regel zunächst ohne eine Koppelung verschiedener Systeme per Timecode aufnimmt, empfiehlt es sich, vor einer Aufnahme eine Spur mit einem Taktsignal (Click) im Metrum der geplanten Aufnahme zu belegen. In der o.g. Spurverteilung ist dafür die Spur 8 gut geeignet. Zwei Takte des Clicks dienen als Vorzähler (1-2-1234). Man kann nun alle Instrumente zuerst aufnehmen und hat immer den korrekten Click im Ohr. Die Vokals kommen sowieso zuletzt. Sind alle Instrumentalaufnahmen im Kasten, kann die Spur 8 gelöscht werden, wobei aber der  Vorzähler erhalten bleiben muss, sonst findet man den Einstieg in den Song nicht. Den Abschluss der Aufnahmesessions bildet der Gesang, der jetzt eine gut getimte "Band" als Begleitung hat. 

 

Wer live auf 8-Spur-Kassette aufnehmen möchte, legt einfach den linken Kanal auf die Spuren 1-4 und den rechten auf 5-8. Durch die summierte Spurbreite ergibt sich eine wirklich dynamische Aufnahmequalität mit optimaler Übersprechdämpfung. 

 

Von der Möglichkeit, erst 6 Spuren aufzunehmen und sie dann stereo zusammen zu mischen, um dann wieder 6 Stimmen aufnehmen zu können (Ping pong), halte ich nichts. Man muss bei diesem Verfahren jeweils vorher eine perfekte Mischung hinbekommen, ohne zu wissen, wie das Endergebnis tatsächlich aussieht. Einmal zusammen gemischt, hat man keinen Einfluss mehr auf die Parameter einzelner Instrumente. Einstellungen - etwa im Klang oder im Panorama - können nur noch global erfolgen und am Ende entsteht eher Klangbrei.

 

Nein, mit der oben beschriebenen Verteilung und der Anzahl der Instrumente kommt man gut aus. Wer dann noch die Möglichkeit hat, den Endmix mit einem Kompressor und einem Noisegate zu bearbeiten, der wird zufrieden stellende Ergebnisse erreichen. Zudem sollte man erwähnen, dass gutes Bandmaterial relativ gutmütig gegenüber eventuell auftretenden Übersteuerungen ist, es ist immer genügend "Headroom" vorhanden (Toleranzbreite bis zum Verzerren), auch wenn mal die "rote Lampe" aufleuchtet. Beim Einsatz von  Rauschunterdrückungssystemen wie dbx oder Dolby sind aber unbedingt die empfohlenen Aussteuerungswerte zu beachten. Gebrauchsanleitung lesen! In jedem Fall: Nicht die billigen Kassetten aus dem Sonderangebot kaufen, sondern Material, dass ausgewiesenermaßen für impulsstarke CD-Musik geeignet ist. Auch auf eine robuste Mechanik und gute Bandführung der Kassetten ist zu achten, da man doch unglaublich viel hin- und herspult.

Mastern sollte man die mit einem Mehrspur-Kassettengerät gemachten Aufnahmen unbedingt digital - auf DAT oder direkt auf Festplatte. Für diese Aufnahmen allerdings gilt: keine Übersteuerungen! Aufnehmen auf Festplatte kann man mit Programmen wie Cubase, Wavelab, Goldwave, Cool Edit oder Clean, mit denen man zusätzlich den Sound noch bearbeiten kann. Mastern auf Minidisk ist nur zu empfehlen, wenn man keine CD brennen will, da es sich um ein datenreduziertes Format handelt. Man kann aber den digitalisierten CD-gerechten Mix problemlos für den eigenen Bedarf auf Kassette oder Minidisk überspielen oder diesen ins MP3-Format umwandeln.

 


Minidisk   top

 

Wer sich für Minidisk als Recording-Format entscheidet, sollte vorher genau überlegen, welches Ziel angestrebt wird. Minisdik eignet sich gut zum Mitschneiden und Kontrollieren von Musik. Nicht geeignet ist es für das gehobene Recording und Mastering für eine CD. Dazu einige Infos zu den spezifischen Eigenschaften von Minidisk:

 

Der Ursprung
Die Entwicklung der Mini Disc begann schon im Jahr 1986. Schon damals zeichnete sich mit der exponentiell zunehmenden Verbreitung der CD ab, dass ein analoges Recordingmedium wenig zukunftsfähig sein würde. Einige Patente später entschloss sich Sony 1992 den endgültigen Totengesang für die Audio-Kassette anzustimmen und das innovative Projekt auf den Markt zu werfen.

Das Prinzip der MD ist so einfach wie innovativ: Es handelt sich um ein in eine robuste Plastikhülle eingefasstes magneto-optisches Medium, d.h. beim Beschreiben bedient man sich des Effektes, dass bestimmte Materialien unter Einfluss eines Magnetfeldes ihre optischen Eigenschaften ändern. Die Geräte wurden zunächst ausschließlich im HiFi-Bereich verwendet, traten aber recht bald den Siegeszug über die Joggingstrecke (im MD-Walkman) zum Studio an.

ATRAC - Datenreduktion
Da eine MD real nur gut 120 MB Speicherplatz bietet, ersannen die Ingenieure von Sony ein psychoakustisches Verfahren, das die zu speichernde Datenmenge deutlich reduzierte- und in den ersten Versionen die Klangqualität gleich mit. Man gab dem System den flotten Namen ATRAC (engl. Abkürzung für adaptives, transformierendes akustisches Kodierverfahren) und stellte es in direkte Konkurrenz zu MPEG-Audio (MP3), das von Philips für die DCC (Digital Compact Cassette) verwendete.

Psychoakustische Audiokomprimierungsverfahren beruhen auf der Erkenntnis, dass das menschliche Ohr nicht in der Lage ist, den physikalischen Informationsgehalt eines Audiosignals wahrzunehmen, sondern je nach Frequenz unterschiedlich aufmerksam ist. Am empfindlichsten ist das Ohr bei Frequenzen um 4 kHz; in diesem Bereich gerade wahrnehmbare Töne werden in anderen Frequenzen ignoriert. Im Allgemeinen werden also zwei gleich dynamische Sounds in unterschiedlichen Frequenzen vom Zuhörer unterschiedlich laut wahrgenommen.

Ein weiterer Effekt ist das sogenannte ´Masking´, wobei bspw. ein lauter Ton einen leisen verdeckt und dieser gar nicht mehr oder zumindest nicht mehr so detailliert wahrgenommen wird.

Um dieser Erkenntnis Rechnung zu tragen unterteilt das ATRAC-Verfahren ein Signal (in den jüngsten Versionen mit Datenraten von bis zu 24 Bit bei 44,1 kHz) mit Hilfe einer FFT (schnelle Fourier-Transformation; mathematisches Verfahren zur Analyse von Schwingungen) pro Stereo-Kanal in 52 Frequenzbänder, wobei die niederen Frequenzen feiner unterteilt sind als die hohen. Nach einem von Sony patentierten Algorhitmus werden nun die psychoakustisch nicht wahrnehmbaren Elemente entfernt und das Datenaufkommen um 80 % reduziert.

Also handelt es sich - und das ist eine gravierende Erkenntnis - bei ATRAC um ein Verfahren, bei dem Klanginformation unwiderruflich verloren geht. Es werden nur diejenigen Bits auf der MD gespeichert, die auch akustisch wahrnehmbar sind. Ob Sie jedoch den Sony-Ingenieuren zutrauen möchten zu wissen, was Ihre Ohren hören, bleibt Ihnen überlassen.

Anwendung im Studio
In den letzten Jahren haben sich hochwertige MD-Recorder auch im Studio bzw. bei der Performance als unkompliziertes Aufnahmemedium etabliert. Zwar sind sich viele Musiker über den theoretischen Qualitätsverlust bewusst, jedoch lässt die Mini Disc beim Aufnehmen einer Jam-Session oder eines DJ-Mixes im semiprofessionellen Bereich ihre Muskeln spielen. Recorder scharf machen, auspegeln, los gehts.

Eher als Randerscheinung der digitalen Aufzeichnungsgeräte gibt es auch Multitrack-MD-Recorder, die mit speziellen Data-MDs bis zu acht Tracks gleichzeitig aufnehmen können. Zwar ist dies ein sehr komfortabler Weg, die eigenen Kreationen digital zu verewigen, doch stößt man schnell an die Grenzen des Mediums: mit acht Tracks passen nämlich nur noch gut 17 Minuten auf eine Data-MD. Andererseits - welcher Song ist schon länger als 17 Minuten?

Klare Einschränkungen liegen auch in der Natur der datenreduzierenden Kompression begründet. Als Recording-Medium oder als professionelle Ausgangsbasis für den Mixdown ist die MD daher eher ungeeignet, da es gerade hier auf feinste Nuancen der Aufnahme ankommt. Hier sollte man sich stattdessen auf die verbreiteten Systeme wie die immer günstiger werdenden Harddisk-Recorder oder Multitrack-DATs zurückgreifen, die ohne Kompression auskommen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass (fast) alle erhältlichen MD-Recorder einen Digitalanschluss (S/PDIF bzw. bei professionellen Geräten AES/EBU) bieten; professionelle Geräte können auch mit Pitch-Shifter und XLR-Anschlüssen aufwarten.

 

 

Yamaha MD8 - 8-Spur-Minidisk-Recorder


 

Anwendung im Heimbereich
Warum brauche ich also einen MD-Recorder? Dies ist eine tiefe und wichtige Frage, die sich im Kern um den Punkt dreht, ob man Mitglied der Konsumgesellschaft sein möchte oder ob ein Leben der frei gewählten Einfachheit größeres Glück bringen kann. Aber das nur nebenbei.

Ursprünglich wurde das Format als Ablösung für die veraltete Audio-Kassette ersonnen und bietet eine kostengünstige Möglichkeit, qualitativ hochwertige Kopien zu erstellen. Im Vergleich zu den hinlänglich bekannten CD-Rs bieten MDs die Vorteile Wiederbeschreibbarkeit, nachträgliches Editieren und die geringeren Abmessungen des Datenträgers. MDs sind zudem extrem robust und resistent gegen die Einflüsse von äußeren Magnetfeldern.

Nach einem anfänglichen Formatkrieg mit dem DCC-System von Philips hat sich die MD klar auf dem europäischen Markt behauptet, Japan ist ohnehin völlig MD-begeistert. Mit zunehmender Verbreitung fielen die Preise sowohl für die Geräte als auch die Medien.

Nicht zuletzt wegen der fortschreitenten technischen Entwicklung werden die MD-Player und auch Recorder immer kleiner und leichter, verbrauchen weniger Akkuleistung uns es wurden Anti-Schock-Speicher integriert, was wiederum der Mobilität der Geräte zugute kommt. Viele zusätzliche Funktionen wie z.Bsp. USB Anschluß für den Computer, diverse Editing Funktionen, LongPlay usw. bringen weitere Pluspunkte.

Unterschiede - Das Encodierungsverfahren
Die Qualität einer Aufnahme hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst ist das verwendete ATRAC-Verfahren ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Während die ersten MD-Geräte ATRAC-1 verwendeten und noch mit Schwächen wie zu mageren Höhen, deutlich hörbaren Nebengeräuschen sowie einem metallischen Klangbild zu kämpfen hatten, ist ab ATRAC-3.5, der Basis aller aktuellen Player, CD-Niveau selbstverständlich.

Sharp entwickelte einen ATRAC-kompatiblen Standard (ATRAC-5), der zwar nur 20 Bit Datenbreite bietet, jedoch durch günstigere DSPs deutlich billiger ist, als die Sony-Pendants.

Innovationsmotor ist aber nach wie vor Sony: Der jüngst veröffentlichte Encodierungsstandard MDLP (Mini Disc Long Play) bietet zwei Modi, mit denen wesentlich mehr Musik auf die Disk passt. Leider gibt es MDLP nur bei Sony, und der Standard ist nicht abwärtskompatibel. Während LP2 bis zu 160 Minuten in Stereo auf eine MD drückt und sich klanglich nur unwesentlich vom bekannten MD-Sound unterscheidet, schafft LP4 bis zu 320 Minuten bei akzeptablen Artefakten und einer Datenrate von ungefähr 66 kBps.

Bei guten Geräten ist die Klangqualität bei gleicher Datenrate nach allgemeiner Ansicht übrigens besser als das weit verbreitete MP3-Format.

Die DA-Wandler
Natürlich haben auch andere Faktoren als das Encodierungsverfahren Einfluss auf den Sound der MD. Genaugenommen ist natürlich die gesamte Kette vom Signaleingang in den Recorder bis zur Laufwerksmechanik daran beteiligt. Besonderes an den wichtigen DA-Wandlern wird bei günstigen Geräten oft gespart. Im Handel sind zwei unterschiedliche Wandlertypen: ´Ein-Bit-tige´ und ´Mehr-Bit-tige´.

Die letzteren bieten 8/16/20/... Bit-Einheiten, wobei höhere Auflösungen (theoretisch) auch besseren Sound bedeuten.

Das andere Prinzip sind 1 Bit-DA-Wandler, welchen nachgesagt wird, eine bessere Klangqualität zu liefern. Im Zweifelsfall sollte man sich hier nicht auf Zahlen verlassen, sondern mit den eigenen Ohren testen.

Fazit
Die MD ist aus heutigen Heimanwendungen nicht mehr wegzudenken. Nach Startschwierigkeiten haben sich die Geräte einen festen Marktanteil gesichert und bieten für (beinahe) jeden Einsatzzweck ein passendes Endgerät.

Wenn eine Entscheidung zwischen MD und Kassette zu fällen ist, sollte in jedem Fall in die MD investiert werden.

 

Vorteile
  • breite Auswahl an Endgeräten
  • vom MD-Walkman über 19-Zoll-Profi-Recorder bis zu Multitrack-Recorder
  • Klangqualität praktisch nicht von der CD zu unterscheiden
  • unkompliziertes Handling
  • mit MDLP bis zu 320 Minuten Musik auf einer MD
Nachteile
  • Datenreduktion
  • für professionelle Studiozwecke nur eingeschränkt geeignet
  • relativ teuer im Vergleich zur Compaktkassette
  • z.Zt. noch keine sinnvolle PC-Anbindung

 

(mit freundlicher Genehmigung von Musikhaus Thomann)


Aufnahme auf Festplatte   top

 

Zu Beginn meines digitalen Recordings und habe ich gute Erfahrungen mit der preiswerten Software Goldwave gemacht. Für gestiegene Ansprüche ist Adobe Audition (früher Cool Edit  Pro) empfehlenswert, das in der Lage ist, auch  mit vielspurigen Audioaufnahmen umgehen zu können. Das bekannte WaveLab kann nur stereo, dafür aber höchst professionell.

 

Auch bei der Aufnahme auf Festplatte dürfen wie bei allen Digitalaufnahmen keine Übersteuerungen auftreten. Allerdings ist bei Aufnahmen doch generell eine sorgfältige Aussteuerung, möglichst nah am Limit, anzuraten. Denn bei allen vermeintlichen Korrekturmöglichkeiten der erwähnten Software könnte es dennoch zu Mangelerscheinungen kommen. Was bei den Wandlern nicht ankommt, kann auch auch das raffinierteste Programm nicht rekonstruieren. Im Klartext: Natürlich ist eine Übersteuerung um jeden Preis zu vermeiden - Untersteuerung schadet aber im Extremfall ebenso (verminderte Dynamik und - nicht zu vergessen - das Rauschen!). Derartige Effekte können sich bei späteren digitalen Klangbearbeitungen doch deutlich bemerkbar machen.

 

Vor der eigentliche Aufnahme sollte man also einmal die lautesten Stellen des Songs anspielen, um zu testen, ob alles noch im grünen Bereich ist. Sind die Unterschiede zwischen laut und leise im Song sehr groß, so muss das Material dynamisch komprimiert werden (geht mit Hard- oder Software). Komprimieren heißt, vereinfacht gesagt, das Tonsignal wird so zusammengedrückt, dass die leisen Stellen lauter werden und die lauten leiser. Es entsteht eine Art Mittelwert.

 

Ist der Song dann im Kasten, kann man ihn per Software automatisch normalisieren. Das heißt, der Lautstärkepegel wird durchschnittlich bis maximal 0 dB angehoben, Übersteuerung und damit Verzerrung sind ausgeschlossen. Selbstverständlich können die genannten Programme noch tausend andere Sachen, die man früher nur mit sündhaft teurem Studiogerät umsetzen konnte. Man kann praktisch sämtliche Bearbeitung des Tonmaterials per Software erledigen. Man muss das einfach selbst ausprobieren, Herumspielen ist erlaubt. Denn man kann alles wieder rückgängig machen. Verblüffend ist zum Beispiel der Effekt der Tonhöhenverschiebung. Man kann damit etwa einen ganzen Song um beliebige Halbtöne höher oder tiefer stimmen, dies aber - wohlgemerkt - ohne den Mickeymaus-Effekt der Tempoanhebung oder -reduzierung. Der Song bleibt so lang wie er ist, nur eben tiefer oder höher. Irre!

Aufnahmeprotokoll   top

 

Egal, was und wie ihr aufnehmt, gewöhnt euch an, immer alles schriftlich festzuhalten. Besonders die Belegung von Spuren und die Stellung der Regler am Mischpult vergisst man sehr schnell, kommt aber ebenso schnell in die Verlegenheit, den Mix noch einmal machen zu müssen (besseres Gitarrensolo, neues Keyboard usw.). Mein 8-Spur- Aufnahmeprotokoll ist im Laufe der Jahre entstanden. Darin werden alle Vorgänge beschrieben, entsprechend der links aufgezeichneten Strophenfolge. Mit "gereinigt" ist die Bearbeitung per Noisegate bzw. das Löschen der Spur gemeint. Natürlich sollte man sich die Vorlage den eigenen Bedürfnissen entsprechend anpassen. 

 

AufnahmeprotokollDownload 
Beispiel zur eigenen Ausgestaltung

 


Klangbearbeitung   top

 

Gerade wenn es darum geht, die eigenen Aufnahmen zu veredeln (sprich: ihnen einen angemessenen Klang zu verleihen), dann ist der Anfänger oft überfordert. Im Prinzip geht es dabei um drei verschiedene Arbeitsschritte, wobei das Einpegeln immer anletzter Stelle stehen sollte, da durch Klangbearbeitung und Effekte sich der Lautstärkepegel erheblich verändern kann:

  1. den Klang bearbeiten

  2. die Aufnahme mit Effekten versehen

  3. die Lautstärkepegel anpassen

Alle drei Arbeitsschritte können heute sowohl mit Hardware als auch mit Software und PC in hoher Qualität durchgeführt werden. Beides hat Vor- und Nachteile. Hardware, also echte Geräte, hat in der Regel gut nachvollziehbare Regler, deren Auswirkungen sich sofort (in Echtzeit) hören lassen. Wirklich gute Geräte aber, die den Studionormen entsprechen, sind auch wirklich teuer. Und sie nehmen viel Platz weg. Software ist platzsparend und relativ preiswert. Aber ihre Bedienung ist manchmal sehr unübersichtlich, wobei man bei kostengünstigen Programmen die Effekte nicht in Echtzeit hören kann. Erst teure Programme wie Wavelab oder CoolEdit Pro erlauben diese Möglichkeit. Wobei "teuer" im Vergleich zu den Studiogeräten relativ ist. CoolEdit Pro ist wirklich einen Software mit irren Möglichkeiten und kostet etwa 399 US-Dollar.

 

zu 1. Klang bearbeiten   top

Ziel einer guten Musikübertragung ist es, alle für das menschliche Ohr hörbaren Frequenzen gleichmäßig laut zu übertragen. Im Lauf eines Recording-Prozesses kann dieses Ziel mal verfehlt werden und man muss mit Korrekturen eingreifen. Oder aber es sind bestimmte Klangvorstellungen vorhanden, die umgesetzt werden müssen. Besonders in der Rock- und Popmusik ist eine linearer Frequenzgang kaum erwünscht, sollen doch etwa Bass oder Drums besonders betont werden.

 

Grafischer Equalizer   top

Für Eingriffe in das Frequenzspektrum werden Filter, Equalizer oder Entzerrer in Form von Hard- oder Software eingesetzt. Damit können bestimmte Frequenzbereiche jeweils angehoben oder abgeschwächt werden. Bekannt ist der so genannte grafische Equalizer. Durch die Position seiner Schieberegler kann man sofort sichtbar den Eingriff  in die Frequenzen verfolgen. Die Anzahl der Schieberegler gibt dabei an, wie genau man arbeiten kann. Ein einfacher Equalizer findet sich oft schon im Autoradio. Er hat aber nur fünf Frequenzbänder und wirkt daher sehr grob. Ein grafischer Equalizer aus dem Studiobereich weist hingegen 30 Frequenzbänder (1/3-Oktav-Equalizer) auf und arbeitet somit sehr viel feiner. Ein Mittelding ist der Oktav-Equalizer mit 10 Frequenzbändern, die normgerecht bei 40 Hz, 80 Hz, 160 Hz, 320 Hz, 640 Hz, 1,2 KHz, 2,4 KHz, 4,8 KHz, 9,6 KHz und 16 KHz eingreifen. Equalizer können in der Regel das Signal um 12-15 db anheben oder absenken.

 

Bei der Bedienung eines grafischen Equalizers ergeben sich folgende Effekte: im Bereich bis 400 Hz bemerkt man beim Verschieben der Regler eine Anhebung oder Absenkung der Lautstärke. Bei 400 Hz bis 8 KHz werden besonders Stimmen oder etwa Gitarren in den Vordergrund gezogen oder nach hinten gedrängt. Geht man bis an die Grenze der Anhebung, so erreicht man die bekannte "Telefonstimme". Bei Eingriffen oberhalb von 8 KHz werden besonders in der Aufnahme vorhandene Rauschanteile angehoben bzw. abgesenkt. Oberhalb von 10 KHz sind nur in guten Orchesteraufnahmen noch Anteile des musikalischen Nutzsignals vorhanden. Im Homerecording-Bereich wird man da nur das Rauschen noch anheben können.

 

Filter   top

Für bestimmte Aufgaben in der Nachrichten- und Tontechnik haben sich bestimmte Filtertypen herausgebildet. Sie werden einzeln oder hintereinander (das gilt für Hard- und Software) in den Signalweg geschaltet und beeinflussen so das Signal. Dabei geht es, im Gensatz zum Equalizer, immer um das Absenken oder Ausblenden von Frequenzanteilen, während das ungefilterte Tonmaterial seinen ursprünglichen Pegel behält.

  • Tiefpass-Filter: Er lässt die tiefen Frequenzen durch (passieren) höhere Töne oberhalb einer definierten Grenzfrequenz werden abgesenkt. Die bekannten Subwoofer mit den besonders tiefen Tönen arbeiten mit Tiefpass. Die Grenzfrequenz liegt z. B. bei 400 Hz, die darüber liegenden höheren Töne werden gesperrt.

  • Hochpass-Filter: Er lässt die hohen Frequenzen passieren und senkt die tiefen ab. Mischpulte oder HiFi-Verstärker haben oft einen Knopf mit der Bezeichnung "Low" oder "Cut". Damit werden störende Geräusche unter 30-80 Hz wie Trittschall von Mikrofonen oder das Rumpeln von Plattenspielern herausgefiltert.

  • Bandpass-Filter: Er ist eine Kombination von Tiefpass und Hochpass. Zwei Grenzfrequnzen - eine obere, eine untere - werden festgelegt. Alle Töne dazwischen können passieren, während Tiefen und Höhen abgesenkt werden. Mit dieser Filterart kann man z. B. die Verständlichkeit von Sprachübertragung steigern.

  • Bandsperr-Filter: Er ist die Umkehrung des Bandpasses. Hohe und tiefe Töne können passieren, mittlere werden abgesenkt. Dieser Filter kommt nur selten zum Einsatz.

  • Notch- oder Nadelfilter: Er ist eine besonders wirksame Form der Bandsperre. Damit können ganz gezielt Frequenzen aus dem Band entfernt werden, etwa das Netzbrummen der elektrischen Versorgung.

Parametrischer Equalizer   top

Diese Art von Equalizer wirkt dadurch, dass man seine Bandbreite in Abhängigkeit zur Mittenfrequenz bestimmen kann. Der Filtereffekt kann sehr schmalbandig eingestellt werden. Das bedeutet, dass man sehr gezielt auch das Klangverhalten einzelner Instrumente im Gesamtsound beeinflussen kann. Der Einsatz des parametrischen Equalizers erfordert einige Übung, weil man auch schnell übers Ziel hinausschießen und gegenteilige Effekte erzeugen kann, etwa Filterklingeln, Rückkopplungen oder Oszillationen. 

 

zu 2. die Aufnahme mit Effekten versehen   top

Effektgeräte kennen alle Musiker zu Genüge. Ob Hall, Echo, Phaser oder Chorus, wer hatte nicht schon damit zu tun? Für den Recording-Bereich sind besonders Effekte wie Hall oder Chorus interessant, da sie sich auf Instrumente und Stimmen - richtig eingesetzt - wohltuend auswirken können.

 

Grundsätzlich sollte die Faustregel gelten, dass alle Effekte schon im Produktionsprozess der Aufnahme Berücksichtigung finden sollten, wenn geringe Reserven vorhanden sind, wenn also die Aufnahme auf wenigen Spuren erfolgt. D. h. der Gesang oder einzelne Instrumente werden schon bei der Aufnahme oder beim Abmischen mit den entsprechenden Effekten versehen. Wer allerdings ein fertig abgemischtes Musikstück anschließend noch mit einem Hall versehen will, sollte sich das gut überlegen. In der Regel führt dies zu einem breiigen Gesamtklang, da ja alles - Bass, Drums, Keyboards usw. - in diese Gewand gezwängt wird. Man kann sein schönes Stück damit auch ordentlich ruinieren. Natürlich ist experimentieren immer angesagt. Es gibt einen Effekt, der auch bei fertiger Aufnahme noch eine Berechtigung hat: die Erweiterung der Basisbreite. Dabei wird das Stereosignal künstlich erweitert und erhält mehr Raum. Auch hier gilt: zuviel ist oftmals tödlich!

 

Wer die Möglichkeit hat, jedes Instrument auf einer eigenen Spur (mono oder stereo) aufzunehmen, der sollte auch alle Effekte erst beim Abmischen einsetzen. Ausnahme: Effekte, die den Dynamikbereich regeln, etwa Kompressor/Limiter bei der Gesangsaufnahme oder Live-Drums. Dadurch hat man sämtliche Aufnahmen erst mal in einem guten Rohzustand vorliegen und hat dann die volle Kontrolle über die Bearbeitung.

 

zu 3. Lautstärkepegel anpassen   top

Sobald man eigene analoge Aufnahmen auf den PC und dann auf die CD bringen will, wird man sehr sorgfältig mit den Pegeln umgehen müssen. Bei Bandgeräten kann man da relativ großzügig sein, da der "Headroom", der Punkt bis zum Übersteuern und Verzerren, recht großzügig bemessen ist. Anders bei digitalen Aufnahmen! Der AD-Wandler hält gnadenlos seine 16-Bit-Grenze ein. Natürlich muss bei Aufnahmen mit DAT-Rekorder oder Mini-Disk der Pegel ebenfalls sofort stimmen.

 

Es ist daher unbedingt wichtig, das komplette Musikstück einmal ganz durchzuhören, während die Aufnahmeseite schon auf "Record", aber "Pause" eingerichtet ist. Dabei ist auf den Pegel zu achten und die besonders lauten Stellen des Stückes. Im Zweifel die hochpegeligen Passagen noch mal anhören! Vorarbeiten wie Klangbeeinflussung per Equalizer müssen schon vorher stattgefunden haben, da diese die Lautstärke ja ebenfalls noch anheben können. Die Pegelanzeige auf der Aufnahmeseite sollte bei den lautesten Passagen im oberen Drittel de grünen Bereichs bleiben. Bei Gelb wird es schon kritisch. Aber auch eine zu niedriger Pegel kann schlecht sein, weil so die Rauschanteile digital verstärkt werden können. Ein einziger Ausschlag in den roten Bereich aber ruiniert die Aufnahme bereits.

 

Ist die Aufnahme zufriedenstellend eingefahren, so erfolgt schließlich das endgültige Einpegeln auf digitales Maß: die Normalisierung. Die Recording-Software macht das automatisch. Sie sucht sich das lauteste Sample der Wave-Datei, stellt dieses auf 0dB ein und passt anschließend alle anderen Signalwerte daran an. In der Praxis bedeutet das, dass nicht nur die Musik maximal möglich angehoben wird, sondern natürlich auch vorhandenes Brummen, Rauschen, Knacken. Wenn die Aufnahme vorher untersteuert war, wird man diese Frequenzanteile als besonders störend bemerken. Wer also nicht von Anfang an auf richtige Aussteuerung achtet, hat auch mit einer Nachbearbeitung keine Chance.

 

Kompressor, Limiter   top

Oft ist es nötig, die Pegel innerhalb einer Aufnahme aufeinander abzustimmen. Manchmal sind die lauten Stellen zwar gut ausgesteuert, aber man empfindet die leisen Stellen als zu schwach im Gesamtbild, die Dynamikunterschiede sind zu groß. Eine Anpassung zwischen laut und leise wird wird Kompressoren möglich. Auch solche Werkzeuge sind natürlich in den genannten Software-Paketen enthalten. Ein zu starker Einsatz der Kompression hat aber zur Folge, dass das Klangbild flach wird, eben wenig dynamisch. Man sollte damit sparsam umgehen.

 

Ein naher Verwandter des Kompressors ist der Limiter. Er wird dann eingesetzt, wenn starke plötzliche Pegelsprünge verhindert werden sollen und eine Übersteuerung vermieden werden soll, wobei die Gesamtkompression nur schwach ausgeprägt ist.

 

Auch der Einsatz von Dynamik-Prozessoren ist nicht einfach. Falsche Einstellungen führen zu hörbaren Klangeinbußen wie das bekannte "Pumpen" des Endsignals. Das liegt daran, dass diese Werkzeuge eine zeitabhängige Steuerung haben. Sie müssen das eintreffende Signal zunächst erkennen und analysieren und können dann erst reagieren. Das dauert zwar nur Millisekunden, kann sich aber trotzdem negativ auswirken. Ihr Einsatz erfordert also viel Einfühlungsvermögen.


 
Gitarrensounds   top

Es war früher ein großes Problem beim Recording, die von der Bühne gewohnten Sounds der E-Gitarre auf das Band zu bannen. Die üblichen Bodentreter konnten eben die Marshall-Amps und Boxen nicht ersetzen und erzeugten in der Regel eher einen Rauschteppich als die begehrten Klänge. Was haben wir nicht alles gefummelt bis hin zu Lastwiderständen an Verstärkerausgängen, um diese dann direkt ins Pult führen zu können.

Das ist nun heute alles sehr viel einfacher und eleganter geworden. Amp-Modelling ist das Zauberwort für Gitarristen und ihre Recording-Situation. Eine Reihe von Geräten haben sich dafür inzwischen einen Namen gemacht. Als Beispiel sei der POD von Line 6 genannt. Sie sind in der Lage, auf elektronischem Weg Verstärker aller Art und entsprechende Boxen nachzuahmen. Ihre Ausgänge kann man wahlweise in einen normalen Verstärker oder auch direkt in ein Mischpult führen. So ist es kein Problem, zuerst einen AC30 zu spielen und anschließend schnell auf einen Soldano umzuschalten. Zugleich bieten diese Wunderteile noch alle Effekte, die man an der Gitarre sinnvoll einsetzen kann: Hall, Echo, Chorus, Flanger, Wah Wah. Für den POD gibt es zusätzlich noch ein umfangreiches Fußpedal, mit dem man auf eine Schlag sämliche Bodentreter aus der Gitarrenanlage verbannen kann (auch live!).

Mit einem solchen Gerät versehen, kann nun jede Recording-Session auch beim Homerecording für den Gitarristen ohne Stress bewältigt werden. Er hat ja den Marshallturm gewissermaßen in der Kiste. Und so erreicht auch die E-Gitarre einen neuen Qualitätsstandard beim Home-Recording. Endlich ist da auch mal Kraft im Klang, auch bei klaren Sounds ein bemerkenswerter Unterschied.

Aber das ist noch nicht das Ende. Die Firma Steinberg hat mit der Software Warp VST nun auch jede Hardware überflüssig gemacht. Damit ist es möglich, innerhalb jeder VST-fähigen ASIO-Umgebung (Cubase, Logic, Cakewalk) Warp VST als Plugin für die Gitarrenspur einzusetzen und so auf direktem Weg die angesagten Sounds zu erzeugen und aufzunehmen. Es gibt drei Verstärker-Typen: Jazz-Chorus (Roland), Marshall 50 und Mesa Rectifier. Dem stehen drei Boxen-Typen zur Auswahl: 4 x 12" Celestion, 4 x 12" Celestion Greenback und 1 x 12" Celestion Rockdriver Junior. Hervorzuheben ist noch, dass Warp VST in Zusammenarbeit mit Hughes & Kettner entwickelt wurde, aufbauend auf deren Erfahrung beim ZenTera-Amp.

Amps und Boxen des Warp VST kann man munter mischen, wobei für die Verstärker noch die klassischen Regelmöglichkeiten vorgesehen sind. Das geniale an der Sache ist, dass die Gitarrenspur nur das trockene Signal aufnimmt und Warp VST dann eingeschleift wird. Man kann also auch noch nachträglich an der Simulation schrauben bis zum engültigen Mix. Es wird auf alle Fälle ein wirklich guter und originaler Gitarrensound erzeugt, wie er bisher nur in großen Studios mit aufgebauter Gitarrenanlage möglich war. Allerdings sollte man schon einen leistungsfähigen und schnellen PC haben, den man aber als Grundlage für das Harddisk-Recording eigentlich unbedingt voraussetzen muss.

 

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