Verstärker allgemein
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Bei der Zusammenstellung einer Instrumentalanlage für eine Band kommt es darauf an, was finanziell möglich und was vom Aufwand her nötig und effektiv ist. Amps gibt es in allen Schattierungen und Preislagen. Der Ausdruck "amp" stammt wieder mal aus dem Englischen und ist die Abkürzung von "amplification", was übersetzt nichts weiter als "Verstärkung" bedeutet.
Es gibt im Grunde bei den Bands zwei Hauptrichtungen mit entsprechenden Abstufungen: Heavymetal-Anhänger wollen auch optisch Power zeigen und bauen sich entsprechende Boxenwände (z. B. mit Marshall-Türmen) auf der Bühne auf. Hightech-Freaks verbannen alle sichtbaren Lautsprecher von der Bühne und steuern alle Instrumente zentral, Kopfhörer (In-ear-monitoring) ersetzen die Monitore. Die erste Lösung ist schon von der Übungsraumsituation her für eine junge Band unsinnig, letztere aus finanziellen Gründen. Also bewegen wir uns irgendwo in dem Raum zwischen beiden Extremen.
Bei vielen Bands (auch Profis) geht der Trend in Richtung Kofferverstärker (Combo), also weg von Türmen aller Art. Das scheint mir auch vernünftig, weil Kofferverstärker sehr transportabel sind und dem Instrumentalisten heute eine Menge zu bieten haben. Aktuelle Modelle (z. B. von Line 6) sind in der Lage, auf digitalem Weg eine ganze Anzahl von Verstärkertypen einschließlich Speaker-Simulation zu modellieren. Das heißt, man hat zwar einen relativ kleinen Kasten hinter sich stehen, der Sound kann aber durchaus wie ein Marshall klingen. Ganz abgesehen davon, dass es Kofferverstärker gegeben hat, die Maßstäbe gesetzt haben und zur Legende geworden sind. Einen günstigen Fender Twin- oder Vox AC 30-Oldie würde ich mir ohne Zögern kaufen.
Kofferverstärker haben in der Regel mehrere Eingänge mit unterschiedlicher Regelung. Üblich ist ein so genannter Normaleingang. Bei ihm kann man nicht viel regeln außer Lautstärke und Klang. Darüber hinaus gibt es oft noch einen zweiten Eingang, der sich dadurch auszeichnet, dass man sein Instrument mit Effekten versehen kann. So kann man die Gitarre verhallen, einen Choruseffekt einschalten oder einen Verzerrer oder Boost. Die modernen Combos enthalten womöglich ein komplettes digitales Effektgerät, das alle Wünsche befriedigt. An einen solchen Verstärker lassen sich zur Not zwei Gitarren mit verschiedenen Klangeinstellungen anschließen. Beim Kauf sollte man also darauf achten, dass der Kofferverstärker zweikanalig ausgelegt ist, wobei jeder Kanal mit einem getrennten Lautstärkeregler und beide zusammen mit "Mastervolume" einstellbar sein sollten. Das macht auch für einen einzelnen Gitarristen Sinn, weil er dann die Möglichkeit hat, zwischen den Kanälen mit unterschiedlichen Sounds und Lautstärken umzuschalten.
Solche Combos gibt es auch als Bassausführung. Das erkennt man an der fast immer vorhandenen Bassreflexöffnung, während das Verstärkergehäuse hinten - im Gegensatz zum Gitarrencombo - geschlossen ist. Es ist aber nicht gesagt, dass diese Verstärkerart nur für den Bass geeignet ist. Vielmehr können Keyboards ebenfalls vorzüglich angeschlossen werden, die ja heute auf Grund ihrer digitalen Klangerzeugung (PCM) doch gewaltige und impulsstarke Klänge liefern. Aktuelle Basscombos - etwa von Gallien/Krueger - liefern zudem noch reichlich Power, weil sie mit zwei Endstufen bestückt sind. Eine treibt den/die Basslautsprecher (in der Regel 2x10"), die andere ein Hochtonhorn. Schließt man zusätzlich eine weiter Box an (1x15"), dann wird es noch lauter. "Kofferverstärker" bedeutet also nicht automatisch "wenig Power".
Wer dennoch meint, auf Türme nicht verzichten zu können, kann ja erst mal klein anfangen: mit einer 4x12"-Box und einem Verstärker-Top. Diese Art Verstärkung ist für reine Gitarrenbands und Rockmusik sicher nicht falsch. Später kann man noch eine zweite Box nachkaufen und auf die erste stapeln. Fertig ist der Tower! Boxen gibt es als Bass- und Gitarrentypen. Auf Lenkrollen, Griffe und Kanten-/Eckenschutz sollte man achten.
Auch das Prinzip der jeweiligen Verstärkerschaltung muss bedacht werden. Amps in Röhrentechnik liefern warme, leicht angezerrte Sounds. Das ist gut für Rockgitarren und Solospiel. Verstärker in Transistortechnik bzw. mit integrierten Schaltkreisen liefern klare, unverzerrte Klänge. Das ist gut für Keyboards und Gesang. Dies ist eine allgemeine Richtschnur. Die Entscheidung für diese oder jene Richtung kann nur dadurch fallen, dass man das entsprechende Instrument am auszuwählenden Verstärker anhört. Bei vielen Musikern gehen hier die Meinungen weit auseinander.
Der Verstärkung von Mikrofonen (für Gesang, Instrumentenabnahme, Overhead
bei Drums) sollten wir schließlich auch einige Gedanken widmen. In erster
Linie hängt der gezielte Einsatz von Mikrofonen davon ab, wie groß die PA
ausfällt. Bei Einsatz eines Saalmischpultes ist der Kauf von Endstufen
unerlässlich. Diese sollten stereo ausgelegt sein und eine hohe
Leistungsreserve haben, damit sie nicht dauernd voll ausgelastet sind, was
dann wiederum zu Verzerrungen führt. Endstufen sind in Transistortechnik
üblich. Professionelle Ausführungen haben einen eingebauten Lüfter zur
Kühlung der Endtransistoren. Beim Kauf einer Endstufe sollte man darauf
achten, welche Schutzschaltungen sie aufweist. Diese orientieren sich am
Preis und an der Qualität der Endstufe. Solche Schaltungen schützen sowohl
die Endstufe selbst als auch die angeschlossenen Lautsprecher. Im
Einzelnen können das sein:
-
Hitzeschutz - schaltet das Gerät bei
Erreichen eines Grenzwertes automatisch ab
-
Kurzschlußschutzschaltung - begrenzt die
Leistung vor einem Kurzschluss und hält die Endtransistoren im sicheren
Arbeitsbereich
-
Gleichstromschutzschaltung - schützt die
Stromversorgung jedes Kanals einzeln
-
Schutz vor zu niedriger Eingansimpedanz -
schützt vor falschen (zu niedrigen) Lautsprecherwerten
-
Leerlaufschutz - schützt die nicht
belastete Endstufe
-
VHF-Limiter - schützt die Endstufe vor
nicht hörbaren Frequenzen
-
Clip-Limiter - regelt die gefährlichen
Pegelspitzen weg
Schließlich sollte man noch die Leistungsangaben der
Endstufe überprüfen. Der inzwischen gebräuchliche und einzig zuverlässige
Wert ist die RMS-Angabe (Root
Mean Square) Dabei wird die Leistung in Watt angegeben (z. B. 300 Watt
RMS). Durch ein aufwändiges Messverfahren wird die Leistung über den
gesamten relevanten Frequenzbereich erfasst. Dadurch ist sichergestellt,
dass der Energiegehalt des Signals bei beliebigen Frequenzen konstant ist.
Begriffe wie Sinus-Leistung, Peak-Leistung oder Musikleistung sind veraltet
und ungenau und gehören nicht in das Datenblatt einer Qualitätsendstufe.
Endstufen müssen keine großartigen Regler aufweisen. Man findet oft nicht
mehr als den Einschaltknopf, zwei Pegelregler und eine Überlastungsanzeige
(clipping). Das reicht auch vollkommen, das Aussteuern geschieht ja am
Mischer. Auch im Endstufenbau hat inzwischen die Miniaturisierung Einzug
gehalten, was dazu führt das ungeheuer leistungsstarke Endstufen ziemlich
schmalbrüstig aussehen, allerdings zu stolzen Preisen.
Wählt man ein kleineres Mischpult, kann man zu Exemplaren greifen, die auf der Bühne aufstellbar sind und gleich auch eine Endstufe enthalten (Powermixer). Für die Mehrheit junger Bands, die überwiegend an kleinen Veranstaltungsorten spielen, reicht das sicherlich aus und ist - auch im Hinblick auf den Aufwand - zu empfehlen. Man spart große Aufbauaktionen, Bühnenkabel (Multicore), Stagebox, externe Endstufen und aufwändige PA-Boxen. Letztere können dann sehr kompakt und breitbändig sein (siehe Baupläne und Boxenbeschreibungen). Sobald aber der Auftritt ins Freie geht (Open Air), steigt der Aufwand an Verstärker- und Boxenleistung, denn es will ja nun sehr viel Luft erstmal bewegt werden, bevor der Schall beim Publikum ankommt. Nicht umsonst liegen bei großen Open-Air-Festivals die Wattangaben im sechsstelligen Bereich.
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Sound und Lautstärke |
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Amp-Sound und PA |
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Effekte, Kabel und Co. |
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Zur
Geschichte des Verstärkerbaus
top
Die Entwicklung der Gitarren-Verstärkertechnologie
ging Hand in Hand mit der Möglichkeit den Sound einer
Gitarre durch die Verwendung entsprechender Pick Up-Systeme
abnehmen und übertragen zu können. Die Notwendigkeit zu
Experimenten in dieser Richtung ergab sich durch die Instrumentierung
der in den 30er- und 40er-Jahren üblichen Big Band-Besetzungen,
in denen die Gitarre - mangels Lautstärke - eher eine
untergeordnete Rolle spielte. Ihre musikalischen Statements
wurden - so schön sie auch waren - vom übermächtigen Gebläse
regelrecht in Grund und Boden gehupt.
Erst die Entwicklung von elektrisch verstärkbaren Instrumenten
sorgte dafür, dass sich das Aufgabenfeld des Instruments
neu definierte und ebnete den Weg für den Siegeszug der
E-Gitarre im aufkeimenden Rock´n´Roll-Genre
der 50th. Die ab den späten 60er-Jahren so beliebte Verzerrung
gehörte seinerzeit noch zu den unerwünschten Nebenwirkungen
des Kampfes um größere Lautstärkepotentiale. Später etablierten
Gitarristen wie Dave Davies (Kinks), Ritchie Blackmore,
Eric Clapton oder Jimmy Page die bis dato ungeliebte Endstufen-Verzerrung
als Stilmittel und eröffneten der Rock-Musik so neue Welten.
Da alle Amps zu diesem Zeitpunkt noch ohne Mastervolumen-Regler
auskommen mußten, rissen die Protagonisten ihre Verstärker
bis zum Anschlag auf und gaben ihnen - mit vorgeschalteten
Verzerrern wie dem Maestro Fuzz Face - ordentlich Zunder.
Mit Einführung des sogenannten Master-Volumes in den Siebzigern
milderte sich die bis dato für eine ordentliche Verzerrung
nötige Grundlautstärke ab. Bei Amps mit Mastervolumen
Regler wird die Verzerrung grundsätzlich in der Vorstufe
(Preamp) erzeugt. Die Endstufe sorgt dann lediglich dafür,
dass das "fertige" Signal mit der nötigen Lautstärke
versorgt wird. Der so erreichte technische Status Quo
hat auch heute noch seine Gültigkeit und stellt nach wie
vor einen der großen Standards im Amp-Biz dar.
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Röhren oder
Transistoren? top
Kaum
ein Musikinstrument erfuhr im Laufe der Rock-Geschichte
eine derartige Mystifizierung wie der gemeine Röhrenverstärker.
Spricht man Gitarristen auf Amps dieser Bauart an, so
kann man sich sicher sein, dass einem unmmittelbar Klischees
wie "warmer, weicher Sound, unglaubliche Spiel-Dynamik,
wenig Rauschen, Druck bis zum Abwinken" um die
Ohren fliegen. Ganz realistisch betrachtet ist es mittlerweile
sicher so, dass es auch etliche transitorbefeuerte und
computergestützte Ampkonzepte gibt, die durchaus überzeugen
können. Und dennoch: Der Röhrenverstärker bleibt für
Gitarristen ein Teil der großen, bunten Welt der Träume!
Die Gegenüberstellung
Die Antwort auf die Frage, ob man sich beim Kauf eines
neuen Verstärkers im Endeffekt für einen Transitor-
oder einen Röhren-Amp entscheidet, hängt leider maßgeblich
von den jeweils zur Verfügung stehenden finanziellen
Mitteln ab. Im Allgemeinen kann man nämlich sagen, dass
ein guter und stilistisch flexibler Röhrenverstärker
teurer ist als ein entsprechend ausgestatteter Amp in
Transistorausführung. Die nüchterne Gegenüberstellung
der Vor- und Nachteile der beiden Systeme fällt folgendermaßen
aus:
Ein Transitor-Amp bietet (meistens) einen guten Sound
zu einem relativ günstigen Preis. Er ist technisch robust
und haltbar und bedarf keiner aufwändiger Wartungsarbeiten.
Gerade die Preisstufe um 500 Euro gehört klar den Non-Röhren-Top-Teilen bzw. den Grenzgängern des Business, den sogenannten
Hybrid-Amps. Unter den Begriffen Valvestate, Transtube
etc. firmieren in dieser Kategorie all jene Amps, die
mit einer Kombination aus Röhrenvorstufe und Transitorendstufe
arbeiten. Dabei findet sich in der Vorstufensektion
von Amps dieser Bauart sehr häufig lediglich nur eine
einzelne Röhre. Den Designern ist es in den letzten
Jahren immer besser gelungen, die technischen Vorzüge
der eingesetzen Röhre gewinnbringend in einem
weitestgehend von Transitoren und FET-Transistoren geprägten
Umfeld einzusetzen und so Sound und Spieldynamik
der Hybrid-Amps dem des klassischen Röhrendesigns anzunähern.
Trotz aller technischer Fortschritte und verbauter Röhren
würde ein echter Purist dieser Art von Verstärkerkonzept
dennoch - auch nicht nur ansatzweise - den Sound eines
echten Vollröhrentops zubilligen. Und obwohl nichts
subjektiver und geschmacks-abhängiger ist als die Bewertung
der Qualität des Sounds eines Gitarrenverstärkers und
viele Statements sicher in den Bereich der Mythen und
Legenden gehören, kann man einem reinrassiger Vollröhrenamp
im Allgemeinen und dem Bauteil Röhre im Speziellen einige
Vorzüge zuschreiben, die nur er/sie liefern kann.
Ohne jetzt großartig aus der technischen Klamottenkisten
plaudern zu müssen, lassen sich die Vorzüge der Röhrentechnik
in einigen knappen Sätzen zusammenfassen:
Um einen funktionsfähigen Verstärker auf Röhrenbasis
zu bauen, benötigt man im Allgemeinen viel weniger aktive
Bauteile, als das bei einem Transitor-Amp mit dem gleichen
Leistungsverhalten der Fall wäre. Die Tatsache, dass
die kapazitive Rückwirkung der einzelnen Bauteile untereinander
bei einem Transitor-Amp höher ausgeprägt ist als bei
einem entsprechenden Röhrenverstärker, führt bei Transistor-Amps
zu einer Beeinträchtigung des Impulsverhaltens. Röhren-Amps
arbeiten in dieser Hinsicht wesentlich effektiver. Die
daraus resultierenden schnelleren Anstiegszeiten der
Röhren (ca. 500 bis 1000 mal schnellere Signalverarbeitung
als bei Transistoren) und das traumhafte Impuslverhalten
führen - in Verbindung mit höheren internen Betiebsspannungen
und Signalpegeln - zu dem Dynamikverhalten, das Gitarristen
so lieben.
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Zur Röhrenbauweise
top
Mit
der sogenannten Class A bzw. Class B Schaltung bilden
seit vielen Jahren zwei unterschiedliche elektronische
Layouts die Basis des Röhrenbusiness. Zu den bekanntesten
Verstärkern, die dem Class A Konzept folgen, gehört
der legendäre VOX AC 30, der als exklusiver
Soundlieferant von Gitarrenhelden wie Brian May die
typischen Qualitäten der Baureihe offenbart. Ein warmer,
dynamischer Sound, eine durchsetzungsfähige und dennoch
cremige Verzerrung sind die herausragenden Eigenschaften
mit denen alle Amps der Kategorie Class A aufwarten
können. Da die meisten Verstärker ohne Mastervolumenregler
auskommen, muss man sich allerdings darauf einstellen,
satt verzerrte Sounds nur bei absoluter Kampflautstärke
geliefert zu bekommen. Nachteil der Class A Technik
ist auch der relativ hohe Röhrenverschleiß, der eine
regelmäßige Wartung und Ausstausch der verwendeten Bauteile
nach sich zieht.
Diverse andere Klassiker der Röhrenbranche basieren
auf der Class B Schaltung. Sie ist weniger wartungsintensiv
und bei einer verwendeten Class B Endstufe bleibt der
Gesamtsound länger clean, als das bei Verstärkern auf
Class A Basis der Fall wäre. Das macht ihr Einsatzgebiet
flexibeler und lässt sie zum ultimativen Lautmacher
für alle Mehrkanalamps werden. Aber es gibt auch sehr
erfolgreiche Kombinations-Amps. So gilt zum Beispiel
beim begehrten Mesa Dual Rectifier der Slogan "Best
Of Both Worlds", verbindet er doch die Vorzüge
der Class A- mit denen der Class B Schaltung.
Apropos Best Of Both Worlds. Vielleicht hast du bei
der Lektüre von Prospekten schon einmal etwas von britsch
bzw. amerikanisch klingenden Amps gehört?! Diese Einteilung
wird sehr gerne gemacht, um die klanglichen Grundcharakteristika
der verschiedenen Amps zu beschreiben und steht - zumindest
theoretisch - in unmittelbarer Verbindung mit den jeweils
verwendeten Endstufenröhren. So liefern Röhren der Bauart
6L6 zum Beispiel - pauschal gesagt - den typischen amerikanischen
Sound, wogegen die legendären EL34 für die Klangeigenschaften
stehen, die man im Volksmund gerne mit dem Etikett "britischer
Sound" belegt. Einige Amps bieten sogar die Möglichkeit
zwischen den beiden Röhrenkonzepten bzw. Klangwelten
wählen zu können. Eine größere stilistische bzw. klangliche
Bandbreite ist die Folge.
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Röhrentop
oder Combo? top
Grundsätzlich sollte man
sich im Vorfeld jeder Kaufentscheidung ausführliche Gedanken
darüber machen, welche Grundanforderungen der Verstärker
der Träume erfüllen sollte. Die erste Selektion findet
im allgemeinen bei der Auswahl des jeweilgen Verstärkerkonzepts
statt. In der Komplettlösung stehen hier zwei Bauarten
zur Auswahl: Der Combo Amp (Verstärker plus Lautsprecher
in einem Gehäuse), der ein ebenso unabhängiges wie
kompaktes System darstellt und das Stack-Konzept, das
aus einem Verstärker-Topteil und einer entsprechenden
seperaten Lautsprecher-Box besteht.
Ein kompaktes System wie ein Combo-Amp ist einfach zu
transportieren und hat alles an Bord was man benötigt,
um umgehend loslegen zu können. Die Kombination Topteil
und 4x12-Box bietet den gnadenlos druckvollen Sound,
den man nicht nur als Rock-Gitarrist überaus schätzt.
Die einzelnen Hersteller bieten zwar zu jedem Head (Topteil)
ein passendes, auf die jeweiligen Klang-eigenschaften abgestimmtes
Cabinet an, es ist aber auch ohne weiteres möglich, Produkte
verschiedener Marken miteinander zu kombinieren. Neben
der wohl am weitesten verbreiteten 4x12-Variante
erfreuen sich auch Boxen im 1x12- oder 2x12-Design
großer Beliebtheit. Vorteil: Sie lassen sich wesentlich
leichter transportieren als ihre 4x12er-Geschwister. Im
Normalfall kann man sogar zwei Boxen des 2x12-Typus zusammenschalten,
so dass man - zumindest annäherend - wieder den geliebten
4x12er-Druck geniessen kann. Dazu aber gleich mehr.
Vergleicht man die technische Ausstattung von Top-Teilen
und Combo-Amps, wird man feststellen, dass sie im großen
und ganzen identisch ist. Sehr häufig wird ein und derselbe
Amp sogar sowohl in der Topteil- als auch der Combo-Ausführungen
angeboten. Zu den Mainfeatures: Mittlerweile sind die
meisten Amps 2-kanalig ausgelegt. Im Allgemeinen steht
hier ein Clean- und ein Lead-Kanal zur Verfügung. Dieses
Konzept reicht im Normalfall aus, um soundtechnisch soweit
flexibel zu sein, dass man in der Lage ist die unterschiedlichsten
Stilistiken abzudecken. Noch eine Spur komfortabler sind
3-kanalig ausgelegte Amps. Zusätzlich zu den beiden Basis-Sounds
Clean/Lead liefern Verstärker dieser Bauart einen Crunch-Kanal,
den Spezialisten für alle angezerrten Sounds. Wichtig
für den optimalen Einsatz von Effektgeräten ist ein zusätzlicher
Effektweg (auch Effektloop oder Einschleifweg genannt).
Bei Amps, die mit diesem Feature aufwarten, wird das Signal
- nachdem es von der Vorstufe mit der nötigen Verzerrung
bedacht wurde - abgegriffen (Send), durchläuft das jeweilige
Effektgerät und wird dann zur Versorgung mit der nötigen
Lautstärke, der Endstufe zugeführt (Return). Diese Herangehensweise
sorgt bei Amps mit Mastervolumen dafür, dass der Effektsound
nicht mitübersteuert wird und so Modulations- und Raum-Effekte
perfekt rüberkommen. Effekteinschleifwege gehören mttlerweile
zum Standard-Angebot der meisten Amps. Grundsätzlich kann
man zwei Arten von Effektwegen unterscheiden: Die serielle
und die parallele Variante. Bei einem seriell angelegten
Effektweg wird das Vorstufensignal komplett abgeleitet
und durch das jeweils zum Einsatz kommende Effektgerät
geführt. Um ungewollte Übersteuerungen innerhalb des Geräts
zu vermeiden, bieten viele Amps die Möglichkeit einer
Absenkung des Signals innerhalb der Loop um -10dB o.ä.
Nachteil dieser Methode: Da das komplette Vorstufen-Signal
durch das Effektgerät geführt wird, bestimmt die Qualität
der hier verwendeten Wandler, was im Endeffekt an der
Return-Buchse ankommt. Ein billiges Effektgerät kann dem
Sound des Amps so schon ganz schön zusetzen. Für Amp-Puristen
ein Greul. Einen etwas dezenteren Weg gehen parallele
Effektwege. Hier wird lediglich ein regelbarer Teil des
Signals abgegriffen, um im Effektgerät bearbeitet zu werden.
Der "Rest" des Signals durchläuft den Amp pur
und unbeeinflusst.
Noch kurz ein paar Worte zur Leistung: Schon ein 50- bzw.
60-Watt-Amp reicht aus, um in nahezu allen musikalischen
Situationen lautstärketechnisch bestehen zu können. 100
Watt Tops stellen eine zusätzliche Leistungs-Reserve zur
Verfügung, so dass wirklich nichts mehr schief gehen kann.
Bei einigen Verstärkern läßt sich die Endstufenleistung
vorwählen. In den meisten Fällen kann sich der User zwischen
der 50 und 100 Watt Variante.
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Boxen
top
Ein für den Sound des Stacks entscheidendes
Thema ist die Auswahl einer optimal auf das jeweilige
Topteil abgestimmten Box. Wie eben schon erwähnt,
bietet der Markt hier diverse Varianten, die sich - im
Groben - in der Anzahl der verwendeten Lautsprecher und
ihrer jeweiligen Größe unterscheiden. In den meisten Gitarrenboxen
kommen 12 Zoll-Speaker zum Einsatz. Es stehen die Versionen
1x12", 2x12" und 4x12" zur Verfügung. Wenn
man sich auf keine Experimente einlassen will, dann wählt
man die Cabinets, die vom Hersteller für das jeweilige
Topteil empfohlen werden. Grundsätzlich kann man sagen,
dass das Thema Lautsprecher und Boxenkonzept mindestens
genauso komplex ist, wie das bereits abgehandelte Verstärker-Thema.
Denn natürlich kommt es nicht nur auf die Anzahl und die
Art und Marke der verbauten Lautsprecher an, wie eine
Box im Endeffekt klingt. Die jeweilige Gehäuse-konstruktion,
Material, Verstrebungen, Speakerpositionen und sogar die
Oberflächenstruktur oder Frontbespannung haben ihren Anteil
am Gesamtsound der diversen Boxentypen. Die verwendete
Box stellt einen entscheidenden Sound-Faktor dar, denn
sie ist in der Lage, die Basis-Klangeigenschaften eines
Amps maßgeblich mit zu beeinflussen.
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Amp und Box
top
Wie aus vielen Anfragen von
Rockprojekt-Besuchern ersichtlich, bereitet besonders die Zusammenschaltung
von Verstärker und Box(en) Probleme. Man ist sich unsicher: Passt die Box
mit ihren Anschlusswerten überhaupt an den Amp?
Im Grunde ist es so schwer gar nicht. Die
wichtigste Faustregel lautet:
- Die Box (oder die Kombination) muss
den selben wie oder einen höheren Widerstand als der Verstärker haben.
Ist beim Verstärker also ein
Abschlusswiderstand von 4 Ohm angegeben, so darf die Box (oder die
Boxenkombination) nicht darunter gehen, höhere Werte sind kein Problem.
Weniger als 4 Ohm darf man nicht betreiben, da wird der Amp überlastet.
Besonders Transistorverstärker reagieren da sehr empfindlich und es kommt
schnell zum Blackout, wenn keine Schutzschaltung vorhanden ist.
Bei 4 Ohm gibt der Amp seine maximale
Leistung ab. Je höher nun die Impedanz der angeschlossenen Lautsprecher
wird, desto weniger Leistung gibt der Verstärker ab.
Optisch verdeutlicht sieht der
Leistungsabfall etwa so aus:
volle Leistung
4 Ohm-Amp |
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Leistungsabfall |
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Leistungsabfall |
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Leistungsabfall |
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4 Ohm-Box |
6 Ohm-Box |
8 Ohm-Box |
10 Ohm-Box |
Ähnliche Werte ergeben sich
bei Amps mit anderen Abschlussimpedanzen.
Fazit: Mit einem 8
Ohm-Lautsprecher bekommt man aus einem 4 Ohm-Amp niemals die volle
Leistung. Und mit einem 4 Ohm-Lautsprecher an einem 8
Ohm-Transistor-Verstärker riskiert man das Abrauchen des Amps. Hat man also eine
Lautsprecher- oder Boxenkombination, die nicht zum Amp passt, so sollte
man versuchen, durch Parallel- oder Reihenschaltung einen Näherungswert zu
erreichen, der dem Abschlusswiderstand des Amps nahe kommt (siehe
Schaltungsbeispiele
Lautsprecher).
Ein korrekter Hersteller
übrigens bringt an seine Amps und Boxen ein Typenschild an, auf dem die
Daten - also auch die Impedanzen - angegeben sind. Ansonsten hilft der
Blick ins Datenblatt oder die Suche im Internet. Bei Boxen kann man zur
Not noch einen Blick auf die Speaker werfen, die meist einen
Datenaufkleber haben, und aus der Zusammenschaltung den Gesamtwiderstand
ermitteln.
An vielen Verstärkern
und auch an Boxen finden sich zwei Lautsprecher-Ausgänge, bei denen die
Buchsen parallel geschaltet sind. Werden
beide Verbindungen benutzt, handelt es sich also automatisch um eine
Parallel-Schaltung! Nimmt man zwei 4 Ohm-Boxen und hängt sie an die
beiden Ausgänge eines 4 Ohm-Verstärkers, ist die Belastung des Verstärkers
eine 2 Ohm-Belastung. Ebenso, wenn man die eine 4 Ohm-Box an die andere
hängt und diese wiederum an den Amp. In jedem Fall können Schäden die
Folge sein. Bei einer solchen Zusammenstellung bleibt nur die Möglichkeit
der Serienschaltung der Boxen, für die man sich ein spezielles Kabel
anfertigen muss.
Zum Mitrechnen:
Zusammenfassung (bei
Parallelschaltung der Boxen):
|
4 Ohm-Amp |
8 Ohm-Amp |
4
Ohm-Box |
volle Power |
Amp
überlastet |
2x 4 Ohm-Box |
Amp überlastet |
Amp überlastet |
8
Ohm-Box |
Amp
unterfordert |
volle Power |
2x 8 Ohm-Box |
volle Power |
Amp überlastet |
16
Ohm-Box |
Amp stark
unterfordert |
Amp
unterfordert |
2x 16 Ohm-Box |
Amp unterfordert |
volle Power |
| |
Anlagen im Überblick
top
Amp pur
Der Klassiker: Man nehme
einen guten Röhrenamp alter Bauart (ein Kanal genügt für
diesen Zweck), reiße ihn auf (da die klassischen Amps
selten über einen Master-Volume-Regler verfügen, dürfte
es sehr laut werden; selbstverständlich klingen auch die
mit Master besser, wenn die Verzerrung nicht nur von der
Endstufe kommt), und mache den Rest mit dem Volumeregler
der Gitarre (oder - für bequeme Menschen - mit einem Volumepedal).
Will man einen crunchy Riffsound oder einen möglichst
cleanen Sound, dreht man das Volumen entsprechend zurück:
Vor- und Endstufen-röhren werden weniger angesteuert und
verzerren auch entsprechend weniger.
Das mag altmodisch klingen - aber die meisten Rockklassiker wurden mit so
einem Setup eingespielt und heute macht man es zum Teil wieder genau so.
Wem der vollaufgedreht Amp einfach
zu laut ist (im Studio heute eher kein Problem, live und
im Proberaum sind es oft die Bandkollegen, die die weiße
Flagge hissen), dem bieten sich zwei Möglichkeiten an:
Kleine
Amps
Um mit Bassisten und unverstärktem Schlagzeug mithalten
zu können, genügen wirklich kleinste Röhrenamps: Ein kleiner
Fender Pro Junior (15 Watt, Volume- und Toneregler, Superklassikersound!)
hätte sicher bei normal arbeitenden Bands keine Probleme,
sich durchzusetzen, der nächstgrößere Blues Junior bietet
noch mehr Möglichkeiten.
Booster
oder Verzerrer vorschalten
diese Möglichkeit hat bereits Jimi Hendrix genutzt. Am
Fuzz Face interessierte ihn nicht der bemerkenswert kratzig
verzerrte Sound, der sich ergibt wenn man dieses vor einen
clean eingestellten Amp schaltet, sondern vielmehr die
Sustainverlängerung, die zu Tage tritt, wenn man einen
bereits übersteuerten Röhrenamp noch vor der Vorstufe
zusätzlich boostet. Gary Moore verwendet seit langer Zeit
einen Ibanez Tubescreamer vor seinen Marshalls, Ritchie
Blackmore den Outputregler seines Tape Delays, Rhandy
Rhoads einen MXR Distortion Plus, Brian May und Rory Gallagher
einen Rangemaster, Jeff Beck früher irgendwas, was funktionierte,
in letzter Zeit eine ProCo Ratte .... es gäbe noch viele
Beispiele. Ergebnis dieser Prozedur: Mehr Verzerrung auch
bei erträglichen Lautstärken, oft gesellt sich als angenehmer
Nebeneffekt noch eine sehr individuelle Soundprägung
hinzu.
Distortion
vor cleanem Amp
Für viele Gitarristen war die Lösung, nur mit einem Ampkanal
auszukommen, zu wenig flexibel: Wirklich saubere Cleansounds
waren schwer zu erreichen, außerdem wurden in den
Siebzigern
zunehmend mehr Effekte eingesetzt und diese klingen vor
einem verzerrenden Amp meistens nicht befriedigend (von
Wah-Wah und - wie folgt - Verzerrern einmal abgesehen).
Zudem ist ein aufgedrehter Marshall ohne Master einfach
ungesund laut. So war man bereits in den Sechzigern auf die
Idee gekommen, transistorisierte Verzerrer zu bauen, die
den Overdrivesound der Röhrenamps nachempfanden. Zuerst
hörte sich das meist sehr giftig und unnatürlich an, man
denke an das berühmte Satisfaction-Riff oder an diverse
Yardbird-Sounds aus der Beck/Page-Ära. Mit der Zeit wurden
die Pedale aber immer besser, sie hießen jetzt auch nicht
mehr Fuzz, sondern Overdrive, Distortion - endlich gab
es auch den berühmten Tube Screamer, dessen Soundziel
deutlich im Namen aufscheint.
Gerade in den damals angesagten progressiven Bands wie
Genesis, Pink Floyd oder Yes war Soundvielfalt angesagt:
So verwendeten Steve Hackett, Steve Howe und natürlich
der „Master of 100 Pedals“ David Gilmoure mehrere Verzerrer
für die Leadsounds und steuerten mit diesen ihre anderen
Effektpedale an. Um die doch oft rauhen Kanten etwas zu
glätten setzten sie auch Kompressoren am Beginn der Signalkette
ein. David Gilmoure macht das bis heute so; Ausgangspunkt
ist für ihn immer ein erstklassiger Cleansound, dann mischt
er die einzelnen Effekte wie ein Maler auf einer Palette
zusammen.
Amp mit Einschleifweg
Wer doch lieber den originalen Röhrensound seines Amps
verwendet, muss dennoch nicht auf Effekte verzichten.
Seit Anfang der 80er Jahre ist es üblich, modernen Verstärkern
einen Einschleifweg zu verpassen. Das Signal durchläuft
zuerst die Vorstufe, wo es (bei Leadsounds) übersteuert
wird, dann über die Sendbuchse in die Effekte und über
die Returnbuchse zur Endstufe, die jetzt allerdings nicht
zu stark zerren sollte, sonst würden die Effekte wieder
verzerrt, was durch das Einschleifen ja vermieden werden
sollte. Da moderne Amps in der Regel über 2 oder mehrere
Kanäle verfügen, hat man so eine Auswahl zwischen Lead
und Rhythmussounds zur Verfügung.
Racklösungen
In den 80er Jahren wurde es in, die altmodischen (heute
lacht man darüber) Türme auszurangieren und stattdessen
komplizierte und teure Racksysteme zusammenzustellen.
Amptops wurden als Riesenverzerrrer missbraucht, von denen
aus ganze Effektracks und letztlich cleane Röhren- (Steve
Lukather - Mesa Boogie) oder Transistoren (früher Eddie
Van Halen - H&H) Endstufen angesteuert wurden. Der
Sinn dahinter ist sonnenklar. Man nimmt den Distortionsound
seines/seiner Lieblingsamps (inkl. Endstufenverzerrung),
regelt den Wahnsinnsoutput mittels Lastwiderständen wieder
auf Linelevel, geht dann in die Effekte und verstärkt das
Ganze dann wieder auf Bühnenlautstärke, um damit beliebig
viele 4x12-Boxen anzutreiben. Zweiwegsysteme (Stereoeffekte)
machten den Anfang; als man bemerkte, dass vor lauter
Effekten oft der Druck und der gute Grundsound auf der
Strecke blieben, kamen dann Dreiwegsystem (in der Mitte
der pure Ampsound, links und rechts die Effekt in stereo).
Eigentlich genial, aber: für Otto Normalverbraucher viel
zu aufwändig und zu teuer. Auch viele der Superstars spielen
heute wieder eher einfache Systeme. Sicher spielt dabei
auch der Zeitgeist eine enorme Rolle. Nach der von Seattle
ausgehenden Grunge-Bewegung waren plötzlich urige, ungeschminkte
Sounds wieder in und Gitarristen, die ein Jahrzehnt lang
Tonnen von Equipment mitgeschleppt hatten, bekannten sich
plötzlich wieder zur "An meine Gitarre lasse ich nur Amp
und Kabel"-Methode. Das soll nicht einmal ein leiser Vorwurf
sein; man darf seinen Geschmack, aber auch seine Meinung
im Lauf der Jahre ändern; lustig ist nur, wenn man zufällig
ein altes Interview mit einem
Rackspezialisten ausgräbt,
wo das damals hochaktuelle, komplizierte System in höchsten
Tönen gelobt wird, das derselbe heute eher geringschätzig
als „teuere Kühlschränke“ bezeichnet. Es ist aber keineswegs
so, dass Racks heutzutage für Gitarristen nichts mehr
zu bieten haben: Einerseits ist die Dreiwegvariante auch
heute noch eine tolle Möglichkeit, komplexe Sounds zu
erzielen, ohne dabei auf den Originalsound des Amps
zu verzichten; andererseits gibt es heute Geräte, mit
denen auch praktische Lösungen relativ
erschwinglich zu realisieren sind.
Multiamp-Setup
Version A:
Das Prinzip ist schnell erklärt: Anstatt für verschiedene
Sounds die Kanäle eines Gerätes zu benutzen, wird für
jeden Sound (z.B. Clean, Crunch, Lead) ein eigener Verstärker
angesteuert. Das Gitarrensignal wird dann über A-B-Boxen
zum gewünschten Amp geschickt.
Version B:
Eine weitere Möglichkeit (die vor allem Stevie Ray Vaughn
berühmt gemacht hat) ist das Kombinieren verschiedener
Amps. Man kann sich also von Amp B genau die Frequenzen
holen, die bei Amp A etwas unterbelichtet sind, dafür
liefert Amp A wieder mehr Wärme usw... Eine Spielwiese
für Soundfetischisten, aber natürlich nicht gerade die
kostensparendste Variant!
Amp-Modelling
Kein Thema hat die eher altmodische Welt der Gitarristen
derart durcheinandergewirbelt und polarisiert wie das
Amp-Modelling. Mit digitaler Technik wir hier versucht,
Sound und typisches Verhalten aller möglichen modernen
und Vintage-Amps zu simulieren und die Erfolge sprechen
zum Teil für sich.
Die wichtigsten Unterschiede zu herkömmlichen Verstärkern
und auch die wesentlichsten Vorteile sollen aber hier
nicht unerwähnt bleiben:
Mit einem Modeling Amp (oder Preamp)
hat man alle wesentlichen Sounds (von den verschiedenstens
Amps) per Knopfdruck bereits in der gewünschten Einstellung
(Lautstärke, Sound) und mit den gebrauchten Effekten zur
Verfügung. Man kann sich darauf verlassen, dass man immer
„seine“ Sounds hat, unabhängig von Lautstärke und verwendetem
Mikrofon, Mischpult etc. Viele Modeler beinhalten Simulationen
von Vintage-Amps, die heute als Originale unerschwinglich
wären, oder solche von wirklich teuren Nobelmarken. Aufwändige
und teure Instandhaltungsprozeduren, wie sie viele Röhrenamps
erfordern, fallen weg, außerdem das Gewicht der heißgeliebten
Warmluftbereiter.
Auch wenn viele Gitarristen nach
wie vor auf ihre Röhrenamps schwören, die Entwicklung
zu digitalen Gitarrenanlagen ist noch lange nicht abgeschlossen
und man darf auf jeden Fall gespannt sein, wie es weiter
geht.
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Sound und Lautstärke
top
Das ist eines der häufigsten Probleme, mit
denen Gitarristen auf der Suche nach dem "guten Ton" konfrontiert sind.
Viele Verstärker klingen dann am besten, wenn auch die Endstufe so weit
ausgefahren wird, dass sie verzerrt. Dieses Phänomen tritt also nicht nur
bei Amps ohne Master Volume auf – diese werden einfach umso verzerrter, je
lauter man den Volume Regler aufdreht, sondern ebenso bei Amps mit Gain- und
Master Volume-Regler, ganz einfach, weil die Vorstufenverzerrung eine
andere, weitaus kratzigere und weniger dynamische Verzerrung ist. Kitzelt
man bei solchen Amps auch die Endstufe, gewinnt der Sound an Wärme und
Dynamik. Die meisten gängigen Verstärker bewegen sich heutzutage in einem
Wattbereich zwischen 50 und 100 Watt – und bereits 50 Watt dürften für die
meisten Musiker im Proberaum oder in Clubs bereits viel zu laut sein, um
wirklich ausgefahren zu werden. Schließlich spielt man ja auch bei kleineren
Clubs meistens über die PA, und was soll der Mischer noch regeln, wenn der
Sound, der von der Bühne kommt, schon so ungesund laut ist, dass ein
Herunterregeln am Mischpult kaum Veränderungen ergeben kann?
Eine mögliche Lösung des Problems ist das Verwenden kleinerer,
leistungsschwächerer Verstärker. Ein 20 Watt-Röhren-Verstärker dürfte für
viele Anwendungen mehr als ausreichen, mit dem Natursound eines Schlagzeugs
(auch wenn der Drummer – wie die meisten dieser Kollegen – wirklich
ordentlich zuhaut). Einfache Überlegung: Je weniger Leistung die Endstufe
hat, umso weiter kann diese in die Sättigung gefahren werden, bevor es
definitiv zu laut wird.
Was aber, wenn man seinen Traumverstärker nun mal hat und auch benutzen
möchte, dieser aber nur bei hoher Lautstärke so klingt, wie man es sich
vorstellt?
Eine Lösung, die auch von vielen Profis immer wieder benutzt wird, ist das
Vorschalten diverser Booster und Verzerrer, die dann so eingestellt
werden, dass sie das Signal eher verstärken als verzerren, also: wenig
Gain/Verzerrung, dafür aber Lautstärkeanhebung. Dabei wird einfach die
Vorstufe des Verstärkers noch stärker angefahren, die Verzerrung wird
erhöht, das Master- oder Gesamtvolume kann heruntergeregelt werden. Obwohl
der erzielte Sound nicht ganz dem des lauten Amps entspricht, stellt das
für viele einen geeigneten Kompromiss dar.
Eine weitere Möglichkeit ist das Verwenden eines Powersoaks. Das ist
- vereinfacht ausgedrückt - ein Lastwiderstand, der zwischen Endstufe
und Lautsprecher(box) geschaltet wird und den Output herabsetzt, nachdem das
Signal in der Endstufe verzerrt wird. Auch hier stellt das Ergebnis in
gewisser Weise einen Kompromiss dar, weil der Endsound natürlich auch von
der (in diesem Fall heruntergesetzten) Belastung der Speaker abhängig ist.
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Amp-Sound und PA
top
Eines vorweg: Die Abnahme eines Amps über die PA wird immer nur eine
Annäherung an den Originalsound bleiben, allerdings kann man mit dem
entsprechenden Know-How seinem Ziel schon sehr nahe kommen.
Traditionell wird (unabhängig von der verwendeten Box) meist ein Speaker mit
dem Mikrofon abgenommen. Seit Jahrzehnten wird hier in erster Linie das Shure SM 57 verwendet, obwohl es
heute eine Vielzahl von Mikrofonen gibt, die das Signal ungefärbter und
"professioneller" übertragen könnten. Es scheint so, dass der
Mikrofon-Klassiker die gitarrenspezifischen Frequenzen betont und dass man
sich genau an diesen Sound einfach gewöhnt hat. Natürlich gibt es
Gitarristen, die vor ihre Amps teure Studio-Mikrofone stellen (z.B. Brian
May – zu sehen in seinem Lehrvideo), aber viele andere, die auch nicht aufs
Geld schauen müssten, ziehen nach wie vor das recht günstige SM 57 vor. So
entstand der legendäre "brown sound" der ersten Van Halen-Platten mit genau
diesem Mikrofon. Eine wahre Wissenschaft ist das Platzieren des Mikrofons.
Wird es von vorn direkt auf die Membran des Speakers ausgerichtet, entsteht
ein sehr höhenlastiger, spitzer Ton. Wird das Mikrofon am Rand des Speakers
ausgerichtet, klingt es eher ´muffig´. Für die meisten Anwendungen ist die
goldenen Mitte genau richtig: Man richtet das Mikrofon – oft wird hier auch
mit verschiedenen Winkeln experimentiert - auf den Rand der Kalotte. Wenige
Zentimeter können schon große Unterschiede bewirken, ein mittenarmer
Verstärker wird ganz anders klingen als ein warmklingender, eher mittiger
Amp, darum sind keine unumstößlichen Erfolgsrezepte angebracht.
Hat man einmal die richtige Positionierung für seine Amp-Mikro-Kombination
gefunden, kann es allerdings mühsam und zeitraubend werden, genau diese
jedes Mal auch wieder zu finden, und so bietet sich eine zweite Möglichkeit
an:
In den letzten Jahren sind qualitativ hochwertige frequenzkorrigierte
Direktausgänge schon fast zum Standard bei guten modernen Amps geworden.
Warum diese frequenzkorrigiert sein müssen, ergibt sich aus der Tatsache,
dass Gitarrenlautsprecher alles andere als ein objektives Frequenzspektrum
abliefern. Der Hauptteil spielt sich hier in den Mitten ab, zu viele Bässe,
vor allem aber Höhen, machen den Sound kaputt, und der 2000 Euro Mesa Boogie
klingt wie ein Rasierapparat. Natürlich kann man hier einwänden, dass eine
gute Mikrofonplatzierung ein etwas natürlicheres Ergebnis liefert, aber mal
ehrlich: Geht das im Gesamtsound beim hektischen Live-Betreib nicht sowieso
eher unter? Gitarristen, die Amps ohne DI haben, müssen deswegen aber nicht
verzweifeln; es gibt diese Ausgänge auch einzeln zu kaufen und sie sind
weder teuer noch platzraubend, als ein Beispiel soll hier die mittlerweise
legendäre
Red Box von Hughes & Kettner
erwähnt werden.
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Effekte, Kabel und
Co. top
Eine der am häufigsten gestellten Fragen überhaupt. Generell lässt sich
folgende Grundregel anwenden: lautstärkeverändernde Effekte vor
soundverändernden Effekten vor Zeiteffekten. Einzige Ausnahme bildet hier
das Wahwah-Pedal: Es gibt zwar immer wieder Gitarristen, die das Wah hinter
ihren Verzerrer schalten (Jimi Hendrix nutzte z.B. beide Varianten, nach
Lust und Laune), die meisten stellen es aber vor den Verzerrer; wenn man nur
mit dem Amp verzerrt, ergibt sich das zwangsläufig, denn im Einschleifweg
hat das Wah einfach nichts verloren.
Amps ohne Einschleifweg (FX-Loop)
Gitarre -> Wah Wah -> Overdrive/Verzerrer -> Chorus/Flanger -> Digital Delay
-> Amp
Ein Reverb vorzuschalten macht in der Regel nur dann einen Sinn, wenn der
Amp wirklich clean eingestellt bleibt, die Verzerrung sollte dann nur vom
Pedal kommen. Die meisten Amps ohne Loop haben ja sowieso einen Federhall.
Amp mit Einschleifweg (FX-Loop)
Gitarre -> Wah Wah -> Overdrive/Verzerrer -> AMP-Input -> FX-send ->
Chorus/Flanger -> Digital Delay/Digital Reverb -> FX-return (-> Endstufe ->
Box)
Spezialfälle
Volume Pedal: wird sehr gerne anstelle des Lautstärkereglers an der Gitarre
verwendet (dann lassen sich auch hervorragende Volume Swells/Violin-Sounds
erzeugen, ohne dass man sich den kleinen Finger ausrenken muss) ; in diesem
Fall gehört das Pedal an den Anfang der Effektkette.
Octaver: klingt fantastisch dreckig, wenn er vor der Verzerrung steht;
weiter hinten kommt vor allem eine tiefere Oktave fast bassmäßig sauber, was
auch ein interessanter Effekt sein kann.
Harmonizer/Pitch Shifter: Immer etwas schwierig – vor der Verzerrung
eingesetzt, wird der Ton ziemlich dreckig. Bei den modernen "intelligent
pitch shifters", die quasi eine zweite (oder sogar dritte) Stimme hinzufügen
können (Tonart muss vorher definiert werden!), kann es vor allem bei
billigeren Geräten vorkommen, dass sie bei verzerrtem Eingangssignal
Probleme haben, den zu bearbeitenden Ton auch richtig zu erkennen. Das kann
gelegentlich zu schrägen Ergebnissen führen. Dennoch ist die Klangqualität
im Einschleifweg natürlich wesentlich besser.
Phaser/Leslie-Simulation/Tremolo/ Vibrato/Vibe...: Diese Effekt klingen
grundsätzlich gut, wenn sie vor dem Amp angeschlossen werden, auch die
nachfolgende Verzerrung schadet ihnen eigentlich nicht. Aber auch im Loop
sind sie gut aufgehoben und produzieren dort deutlich weniger
Nebengeräusche. Hier ist also einfach Ausprobieren angesagt.
Soundqualität und viele Pedale
Pedale, die das Signal vor dem Eingang des Amps durchläuft, haben – in
erster Linie im Bypass-Modus - schon die unangenehme Eigenschaft, Lautstärke
und Höhen zu klauen. Besonders gemein sind hier diverse Wah Wah-Pedale, auch
und gerade die Klassiker. Darum rüsten viele Firmen ihre Effekte heute mit
einem True Bypass aus, d.h. bei dieser Schaltungsart durchläuft das
Originalsignal den Effekt nicht, wenn dieser nicht aktiviert ist. Wenn
jemand am Anfang der Signalkette sowieso immer einen Booster stehen hat,
kann er die Verluste mit diesem ausgleichen.
Im Einschleifweg verhält sich die Sache an sich nicht so tragisch, weil das
Signal, das aus der Vorstufe kommt, schon stark genug ist, allzu billig
gemachte Effekte können aber natürlich auch hier Schaden anrichten. Wer den
Originalsound seines Amps nicht beeinträchtigen möchte, ist mit einem
seriellen Einschleifweg bestens bedient (siehe auch im Glossar)
Verkabelung
Die Reihenfolge der Verkabelung ergibt sich aus den oben beschriebenen
Möglichkeiten der Effektanordnung. Eines soll hier aber nicht unerwähnt
bleiben: Es macht keinen Sinn, viel Geld für ein gutes Gitarrenkabel
auszugeben, wenn dann die Verbindungen zwischen den einzelnen Effekten mit
minderwertigen Patchkabeln gemacht werden, also auch hier auf Qualität
schauen!
Knall beim Ein- und Ausstecken der Gitarre vermeiden
Die einfachste Lösung für diese Problem wäre ein Volume Pedal vor dem
Verstärker, das vor dem Wechsel einfach auf 0 gestellt wird.
Noch eleganter, weil dann das Umstecken ganz wegfällt, ist eine AB-Box.
Beide Gitarren (es gibt auch Modelle für 3) bleiben verkabelt, zum Wechseln
muss nur noch umgeschaltet werden. Verschiedene Looper/Line Selector (wie
z.B. der BOSS LS 2) bieten diese Möglichkeit ebenfalls.
Wechsel zwischen Verstärkern
Auch hier braucht man eine AB-Box. Es gibt spezielle Geräte, die ein Signal
auf 2 oder 3 verschiedene Ausgänge schalten. Für diese Anwendung sollten die
Geräte schon professionell sein, weil es sonst zu Brummschleifen kommen
kann. Auch hier kann der BOSS LS2 zum Einsatz gebracht werden.
Unterschiede Mikro, Line-out, DI
Die Abnahme mit Mikrofon ist immer noch der natürlichste Weg und wird nach
wie vor im Studio am häufigsten verwendet. Die typischen Charakteristika des
verwendeten Verstärkers und der Box kommen hier ganz klar zum tragen.
Nachteil ist, daß man eine gewisse Lautstärke braucht, damit die Gitarre gut
klingt. Außerdem nimmt ein Mikrofon, welches auf der Bühne steht, auch
andere Schallquellen mit auf, was eigentlich nicht erwünscht ist. Deswegen
wird live auf der Bühne immer häufiger der Line-In Weg benutzt. Praktisch
fällt der Verstärker ganz weg - das Gitarrensignal geht von der Gitarre in
den Modellingamp (Die neuen Modelle stellen nicht nur mehrere Amps sondern
auch mehrere Boxen- und Abnahmemikrofon-Kombinationen zur Verfügung) direkt
ins Pult. Die Vorteile sind hier, daß der Sound immer gleich ist, die
Effekte sind besser zu hören und man hat kein Übersprechen von anderen
Signalen. Weiterhin ist der Line-in Sound bei den aktuellen Geräten
(Digitech GNX oder Genesis und Line 6 Pod XT) so gut geworden, daß man
getrost auf ein Mikrofon verzichten kann. Außerdem braucht man nicht mehr so
viel Gerödel von Gig zu Gig schleppen.
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